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Notvorstand. Wie lange Archibald Horlitz (links) und Götz Schulze dem Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 noch vorstehen werden, hängt von der heutigen Aufsichtsratswahl und der anschließenden Berufung eines neuen Vorstandes ab. Die beiden amtieren seit dem 2. April als vorübergehendes Führungsgremium des Vereins.

© Andreas Klaer

Sport: „Die Gespräche und Personalsondierungen laufen weiter und werden mit Hochdruck bearbeitet“ Die SVB-Notvorstände Archibald Horlitz und Götz Schulze über ihre momentane Arbeit für den Verein und über die Außerord

Herr Horlitz, Herr Schulze, wann endet Ihre Mission als Notvorstand des erneut in Not geratenen SV Babelsberg 03?GÖTZ SCHULZE: Sie endet, wenn ein neuer Vorstand gewählt ist.

Stand:

Herr Horlitz, Herr Schulze, wann endet Ihre Mission als Notvorstand des erneut in Not geratenen SV Babelsberg 03?

GÖTZ SCHULZE: Sie endet, wenn ein neuer Vorstand gewählt ist. Wann das sein wird, hängt von dem Aufsichtsrat ab, der am Mittwoch von der Mitgliederversammlung bestimmt wird.

ARCHIBALD HORLITZ: Sie endet spätestens am 30. Juni, denn bis dahin hat das Amtsgericht uns als Notvorstand bestellt. Aber ich gehe davon aus, dass die Mission, wie Sie sagen, in den nächsten zehn, vierzehn Tagen enden wird. Der Aufsichtsrat wird gewählt, muss dann seinen Vorsitzenden und Stellvertreter bestimmen, der Vorstand muss vorgestellt und sein Vorsitzender berufen werden. Das dauert schon ein paar Tage.

Man könnte auch meinen, dass Sie als Notvorstand in höchster Not agieren – sowohl in sportlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht

HORLITZ: in jeglicher Beziehung.

Da gibt es viele Mutmaßungen. Wie akut ist denn die wirtschaftliche Not. Ist es richtig, dass der SVB wieder nahe an der Insolvenz ist?

HORLITZ: Im Moment gibt es dazu keine Aussagen derjenigen, die sich mit den Zahlen im Verein befassen – Schatzmeister und Aufsichtsratsvorsitzender beispielsweise. Allerdings hängt natürlich alles vom sportlichen Erfolg ab.

Also ist nicht damit zu rechnen, dass Sie am Mittwoch den Mitgliedern erklären, dass ein Insolvenzverfahren eröffnet wird?

SCHULZE: Nein, das haben wir nicht vor.

HORLITZ: Dass das Geld in Babelsberg knapp ist, ist klar. Dass Babelsberg kämpfen muss und auf Sponsoren angewiesen ist und dass es dazu wichtig ist, sportliche Erfolge zu haben und Ruhe in den Verein zu bekommen – das ist ja allgemeiner Wissensstand.

Wie ist es Ihnen denn gelungen, Ihren Hauptkapitalgeber Deutsche Kreditbank zu beruhigen, der sicher nicht amüsiert über die jüngsten Entwicklungen im Verein war.

HORLITZ: Der DKB ist zunächst einmal daran gelegen, dass hier stabile Verhältnisse herrschen und eine Rechtssicherheit da ist. Das ist das Gleiche, was wir möchten. Daher sehe ich nichts, was im Moment gegeneinander laufen würde.

Die DKB hat also nicht angesichts des momentanen Chaos im Verein mit ihrem Rückzug gedroht?

SCHULZE: Nein.

HORLITZ: Es gibt die klare Aussage der DKB, dass sie berechenbare Verhältnisse und kompetente Ansprechpartner haben will. Das ist normal und nichts Besonderes.

Wie schnell wird der neue Aufsichtsrat, der am Mittwoch gewählt wird, einen neuen Vorstandsvorsitzenden und dessen Gremium bestimmen?

SCHULZE: Das hängt allein vom Aufsichtsrat ab. Wir können jetzt nicht darüber spekulieren, was ein erst noch zu wählendes Gremium wann tun wird. Es wird in Anbetracht der Gesamtsituation sicher schnell die Situation sondieren und entscheiden. Wir als Notvorstand können aber nicht sagen, dass wir ab Donnerstag nichts mehr entscheiden, weil dann schon ein neuer Vorstand da ist. Es gibt viele Unwägbarkeiten, die theoretisch passieren können, so dass ein, zwei Wochen sicher realistisch sind. Wir haben das aber nicht in der Hand und wollen der Aufsichtsratswahl auch keine Vorgaben machen.

HORLITZ: Wobei das sicher auch davon abhängt, in welcher Zusammensetzung der Aufsichtsrat gewählt wird. Persönlich kann ich nur sagen, dass der Aufsichtsrat, dem ich bis zur Bestellung als Notvorstand angehört habe, ein sensationell guter Aufsichtsrat war. Persönlich würde ich mir daher sehr wünschen, dass es da nicht zu großen Kampfabstimmungen kommt oder dass irgendwelche Lagerkämpfe ausgefochten werden. Es gab ja auf der letzten Mitgliederversammlung eine demokratische Wahl mit klaren Ergebnissen, die nur aus formalen Gründen ungültig wurde, weil es in der Vereinssatzung seit dem Jahr 2005 einen Passus zur Einladung gibt, der rechtlich keinen Bestand hat. Dieser Satzungsfehler soll am Mittwoch ausgeräumt werden.

Könnte die Aufsichtsratswahl am Mittwoch auch wieder juristisch angefochten werden?

SCHULZE: Sie können alles juristisch anfechten, dagegen können wir nichts machen. Wir tun alles, um die rechtsstaatlichen Grundsätze maximal durchzusetzen, und stimmen uns dabei mit Herrn Rechtsanwalt Friedrich ab, der unserem Notvorstand juristisch zur Seite steht. Aber selbst bei der rechtsstaatlichsten Wahl können Sie hinterher sagen: Dies oder das hat nicht richtig gestimmt. Das kann man nicht verhindern.

HORLITZ: Wir haben vom Grundsatz her so ziemlich alles getan, um die Wahl entsprechend abzusichern. Wenn jetzt jemand aus den gleichen Kreisen wie zuletzt erneut das Haar in der Suppe sucht, dann schießt der gegen Babelsberg 03 in einer Art und Weise, die in meinen Augen völlig inakzeptabel wäre.

Wollen sich die bisherigen neun Aufsichtsratsmitglieder am Mittwoch erneut der Wahl stellen?

HORLITZ: Wir haben von den Aufsichtsratsmitgliedern, die auf der letzten Mitgliederversammlung im März dieses Jahres gewählt wurden, das Signal bekommen, wieder zur Verfügung zu stehen.

Sie selbst auch?

HORLITZ: Ja. Ich finde das Team erstklassig. Was den Vorstand betrifft, so muss der designierte Vorstandsvorsitzende dann sagen, mit welcher Mannschaft er antreten will. Da gab es innerhalb des Vorstands durchaus leicht unterschiedliche Linien. Vom Grundsatz her sind alle motiviert, haben allerdings auch klar signalisiert: keinerlei Foulspiel mehr.

Hat Dieter Wiedemann schon seine Bereitschaft erklärt, erneut als Vereinsvorsitzender zur Verfügung zu stehen?

HORLITZ: Wir haben mitgekommen, dass es innerhalb des bisherigen Vorstandes durchaus Diskussionsbedarf gab, und Professor Wiedemann wird es sich ganz genau überlegen, ob und unter welchen Bedingungen er wieder antritt. Einer der entscheidenden Faktoren dafür wird mit Sicherheit der Verlauf der Mitgliederversammlung am Mittwochabend sein.

Haben Sie selber Ambitionen auf den Vereinsvorsitz, Herr Horlitz?

HORLITZ: Ich bin danach gefragt worden, bevor Herr Wiedemann gefragt wurde, und ich habe es zum damaligen Zeitpunkt abgelehnt. Ich habe mein Unternehmen im Dezember verkauft, dem Unternehmen gegenüber aber noch für einige Monate Verpflichtungen. Ich habe im persönlichen Gespräch mit Professor Wiedemann zugesichert, dass ich – wenn ich diese Dinge abgeschlossen habe – bereit bin, mich auch auf Vorstandsebene zu engagieren. Für den Notvorstand habe ich mich bereit erklärt, weil dies aus der Not heraus geboren wurde und weil es für einen übersichtlichen Zeitraum ist. Ich habe im Moment keine Ambitionen, jemanden zu verdrängen.

Und stünden Sie, Herr Schulze, für den neuen Vorstand wieder bereit?

SCHULZE: Prinzipiell stehe ich bereit, wenn ich danach gefragt werde, weil mir dieses Ehrenamt auch Spaß macht. Aber nicht unter unveränderten Konstellationen im Vorstand.

Verliert der neue Vorstand, wenn er erst in einigen Wochen handeln kann, nicht zu viel Zeit beim Bemühen, die noch über eine Million Euro große Deckungslücke für die Lizenz 2013/14 zu schließen?

SCHULZE: Die Gespräche und Personalsondierungen laufen ja weiter und werden mit Hochdruck bearbeitet. Wir haben zwar vom Amtsgericht die einschränkende Auflage, nur unaufschiebbare Geschäfte tätigen zu können. Aber kurz vor Ablauf von Fristen wird alles dafür Notwendige unaufschiebbar. Und das nehmen wir wahr.

HORLITZ: Wobei wir natürlich auch die zuletzt gewählten, wenn auch derzeit noch nicht wirklich legitimierten Gremien mit einbinden. Hier gibt es eine permanente Kommunikation.

Am Mittwoch dürfte gefragt werden: Notvorstand, wie sieht es finanziell aus? Können wir uns die dritte Liga wirklich noch leisten?

HORLITZ: Diese Frage ist pauschal schwer zu beantworten. Die Dritte Liga ist ein bisschen die Todeszone zwischen der zweiten Liga, in der es richtig Spaß macht und die TV-Gelder fließen, und der vierten Liga. Aus der wieder in die dritte Liga aufzukommen wird sehr sehr schwer, weil es dort eine Fülle von Mannschaften gibt, die finanziell deutlich besser gestellt sind als wir. Deshalb wäre es schön, wenn es uns gelänge, in der Dritten Liga zu bleiben und dort einen Leistungsaufbau über die nächsten zwei, drei Jahre zu betreiben.

Das Interview führten Peter Könnicke und Michael Meyer.

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