Landeshauptstadt: Die Gitter sind gefallen
Einstiger Stasi-Knast wird saniert: Im „Grünen Haus“ lebt Tradition der Bürgerrechtsbewegung fort
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Einstiger Stasi-Knast wird saniert: Im „Grünen Haus“ lebt Tradition der Bürgerrechtsbewegung fort Von Henner Mallwitz Die Gitter sind gefallen: Der Sanierung des „Grünen Hauses“ an der Lindenstraße 53 steht nun nichts mehr im Wege. Mit einer Flex entfernten Peter Schüler und Kurt Dreilich von den Bündnis-Grünen gestern den eisernen Fensterschutz von der ersten Etage des einstigen Stasiknastes. Sämtliche Gitter werden aufgehoben – zwei von ihnen kommen als Ausstellungsstücke ins ehemalige KGB-Gefängnis an der Leistikowstraße. „Die Sanierung des Grünen Hauses kann nun endlich beginnen“, sagte Landesschatzmeister Christian Goetjes. „Am Montag fangen wir gleich mit der Unterkellerung an.“ Der einstige „Kriechkeller“ war Anfang der 90-er Jahre zugeschüttet worden und ist inzwischen wieder freigelegt. Um die entsprechende Höhe zu erlangen, die die künftigen Sanitärräume erforderlich machen, müssen aber noch Erdreich ausgehoben und eine Wanne eingezogen werden. Das Erdgeschoss des 1734-38 erbauten Hauses wird nach der für Mai geplanten Fertigstellung gastronomische Einrichtungen beherbergen: Neben einem Schnellimbiss wird es auch ein Restaurant mit deutscher Küche geben. Auch das Obergeschoss wird nahezu komplett saniert und soll künftig Sitz der Landesgeschäftsstelle von Bündnis 90/ Die Grünen, des Kreisverbandes Potsdam und der Grünen Jugend werden. Außerdem befindet sich das Regionalbüro der Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm im Obergeschoss. „Insgesamt werden die Sanierungskosten rund 300000 Euro betragen“, so Goetjes. Eine verhältnismäßig kleine Summe, doch das Dachgeschoss wurde vom Landesverband bereits für rund 700 000 Euro fertig gestellt. Auf Fördermittel und andere Zuschüsse verzichteten die Grünen bei ihrem Bauvorhaben und bezahlen das Ganze mit „kreditfinanzierten Parteigeldern“. „Einerseits wissen wir, wie es um die öffentlichen Gelder bestellt ist“, begründete der Schatzmeister gestern diesen Schritt. „Andererseits sollten Fördermittel besser für die Schaffung von Wohnraum verwendet werden.“ Das Haus an der Lindenstraße 53 wurde bis 1956 als Kneipe genutzt, dann zog das Reisebüro der DDR ein, bis es 1969 an das Ministerium für Staatssicherheit verkauft wurde. Schallschutzmauern wurden eingezogen, Verhörräume gebaut und die Mauern auf dem Hof nach geglücktem Ausbruch erhöht. 1989 besetzten Gruppen der Bürgerrechtsbewegung den Stasiknast – ein Jahr später waren die Grünen die Mieter. „Als das Haus 1998 verkauft werden sollten, stand der Landesverband vor einer schweren Entscheidung, rang sich aber dennoch zum Kauf durch“, so Goetjes. Grünen-Landeschef Roland Vogt erinnerte gestern nach dem Abbau der Gitter an die „Pionierleistung der Bürgerbewegung der DDR“. Dieses geschichtsträchtige Haus nun mit Leben in der Tradition dieser Ideale zu erfüllen, sei eine große Aufgabe. Bei der Sanierung des Gemäuers müssen sich die Grünen streng an die Auflagen des Denkmalschutzes halten. Die Zusammenarbeit sei jedoch „bestens“ – schließlich sitze das Amt gleich nebenan.
Henner Mallwitz
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