
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Die gleichwarme Villa
800 000 Euro für energetische Sanierung im Baudenkmal / Einzug einer Potsdamer Firma Ende 2012
Stand:
Nauener Vorstadt - Die denkmalgeschützte Villa Mühlberg ist energetisch extrem aufwendig saniert worden und erreicht das Niveau eines Passivhauses. Zugleich wird sie Firmenresidenz: Ende dieses Jahres verlegt ein bereits in Potsdam ansässiges Unternehmen seinen Sitz in die historische Villa in der Puschkinallee 4. Für 40 Mitarbeiter werden in dem 1872 errichteten Gebäude sowie im Palmenhaus des Gartens Büroarbeitsplätze geschaffen, erklärte Architekt Markus Engel am Donnerstag bei der Präsentation der energetischen Sanierung des Baudenkmals im Beisein des Potsdamer Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Um welche Firma es sich handelt, sagte Engel nicht. Der Architekt war bereits an der Sanierung der Villa Puschkinallee 12 beteiligt, in die die „Augenklinik am Kapellenberg“ einzog. Die Villa Mühlberg war seit 1949 Sitz des brandenburgischen Landessenders und wurde zuletzt vom Radio „Antenne Brandenburg“ genutzt.
Allein 800 000 Euro wurden in die energetische Sanierung der Villa investiert, erklärte Engel. Es handele sich „nicht um eine preiswerte Lösung“. Ein Teil der Investition ist von der Investitionsbank des Landes Brandenburgs (ILB) gefördert worden. Engel wertet dies als „ein wichtiges Zeichen“. Die Energiegewinnung des Hauses erfolge durch eine Wärmepumpe, für die 20 Bohrungen in eine Tiefe von 100 Metern vorgenommen wurden. Das System komplettiert ein Blockheizkraftwerk, das im Palmenhaus eingebaut wird, und eine Zwangsbelüftung der Villenräume inklusive einer Rückgewinnung der Wärme aus der Abluft. Die Räume werden Engel zufolge im Sommer wie im Winter auf konstanter Temperatur gehalten – „24 Stunden an 365 Tagen auf dem gleichen Level“. Da keine Primärenergieträger wie Gas oder Öl benötigt würden, seien die Betriebskosten sehr gering. Heizung, Kühlung, Warmwasser und Lüftung kosteten im Jahr etwa 2500 Euro, informierte der Gebäudeenergieberater Steffen Engler. Engel ergänzte, diese Werte seien „abhängig vom Verhalten der Nutzer“. So müssten die Fenster geschlossen bleiben. Engel: „Wer morgens lüftet, tut dem System nichts Gutes.“ Das Haus sei „technisch ein Selbstläufer, es bringt ideale Werte, wenn man es allein lässt“, sagte Engel schmunzelnd.
Der Baubeigeordnete Klipp erklärte, die Sanierung der Villa Mühlberg zeige, dass es „keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen Denkmalschutz und energetischer Ertüchtigung geben muss“. Klipp zufolge sei die Installation moderner Energietechnik in ein Baudenkmal steuerlich abschreibbar, „die Energiekosten dagegen nicht“. Denkmalpflegerin Sabine Ambrosius erklärte, dass erhebliche Verluste an innerer Bausubstanz im Zuge der Nutzung der Villa als Sitz von Radiosendern den Einbau energiesparender Materialien und Technik erleichterte. „Wo keine Substanz da ist, kann man sie auch nicht kaputt machen.“ So seien kaum noch originale Wände, Decken oder Fußböden vorhanden gewesen. Der historische Dachstuhl ging bei einem Brand weitgehend verloren, was nun eine intensive Dämmung ermöglichte, so die Denkmalpflegerin. Bei der Sanierung im Inneren sei auf die Grundstruktur der Bauzeit 1872 und der ersten Überformung von 1905 zurückgegangen worden.
Die Villa Mühlberg in der Puschkinallee 4 ist am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, dem 9. September, in der Zeit von 12 bis 16 Uhr für Interessierte geöffnet.
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