Sport: Die guten alten Zeiten Boxer-Talk im Autohaus – Experten plauderten
Als er sich dem Publikum stellte, war Danilo Häußler noch etwas angeschlagen. Zwölf Sparringsrunden hatte der Ex-Europameister an diesem Tag schon hinter sich – der ersten Gesprächsrunde der Abteilung Sportwissenschaften an der Uni Potsdam tat dies im Autohaus der Brandenburgischen Automobil GmbH jedoch keinen Abbruch.
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Als er sich dem Publikum stellte, war Danilo Häußler noch etwas angeschlagen. Zwölf Sparringsrunden hatte der Ex-Europameister an diesem Tag schon hinter sich – der ersten Gesprächsrunde der Abteilung Sportwissenschaften an der Uni Potsdam tat dies im Autohaus der Brandenburgischen Automobil GmbH jedoch keinen Abbruch. „Von Babelsberg an die Weltspitze – Boxtrainer von einst und heute im Gespräch“ war das Thema, zu dem Siegfried Ellwanger und Jürgen Schiebert eingeladen hatten. Erfolgstrainer Manfred Wolke plauderte mit seinem ehemaligen Coach Martin Neef und Potsdamer Box-Experten wie Gerhard Reimann, Ronald Gehn und Wallfried Rollert. Und da schwärmte nicht nur Wolke von den „guten alten Zeiten“. „Heute kommt an Qualität kaum noch etwas oben an“, wusste er aus Erfahrung zu berichten. „Wir waren damals noch hungrig, doch dieses Anspruchsdenken geht heute immer mehr verloren. Meinen Armeeclub nehme ich Freitag Nachmittag mit Messer und Gabel ein, denn dann sind alle weg.“ Hätte er als Trainer damals keinen Olympiakandidaten geliefert oder sich mit Bronzemedaillen zufrieden gegeben, hätte er sicherlich seinen Hut nehmen können. Kritik, die Häußler mit seinem Coach teilte. Immer mehr mangele es an Förderstellen. „Viele Talente entscheiden sich dann lieber für einen Beruf und brechen somit für den Boxsport weg“, so der 28-Jährige aus Frankfurt/ Oder. Für dieses Jahr hat sich Danilo Häußler jede Menge vorgenommen. Wahrscheinlich im Juli will er für seinen nächsten EM-Kampf in den Ring steigen: „Die Vorbereitungen laufen schon auf vollen Touren, jetzt müssen die Grundlagen gelegt werden.“ Außerdem bleibt nach wie vor ein Fünkchen Hoffnung auf einen Platz bei der WM. Möglich wäre dies durch den Rücktritt des Supermittelgewichtlers Sven Ottke. Seine Niederlage, so Häußler, sei inzwischen verwunden: „So etwas ist manchmal wichtiger als ein Sieg. Ich bin durch die Niederlage nur noch zielstrebiger geworden.“ Und überhaupt – wie war das noch mit den „harten Jungs“? Siegfried Ellwanger zitierte da gern aus einer Studie, die sich mit den Boxern außerhalb des Ringes beschäftigte. Die kamen dabei bestens weg, sind sie doch nachweislich „sozialverträglicher“ als Fuß-, Hand- und Wasserballer und zeichnen sich zudem durch bessere Selbstbeherrschung aus. Für Manfred Wolke konnten die Ergebnisse da natürlich nur zu einem Fazit führen: „Unser Sport ist eben erzieherisch sehr wertvoll.“ hm
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