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Links und rechts der Langen Brücke: Die Hoffnung bleibt

Jan Brunzlow über den nun einsetzenden Automatismus der Verwaltung, der Suche nach einem neuen Betreiber für den Treffpunkt Freizeit und Hoffnung

Stand:

Der Automatismus wird einsetzen. Als ob in der Stadtverwaltung jemand einen Knopf drückt und alles geht von vorne los. Das Schema F in Potsdam heißt: Einen Träger so lange ausbluten lassen, bis er die Nase voll hat und entweder pleite ist oder sich zurückzieht. Danach wird neu ausgeschrieben, eventuell noch mal und am Ende bekommt der das Haus, der sich an keiner Ausschreibung beteiligt hat. Danach gibt es mehr Fördergeld von der Stadt als zuvor, da die bislang gezahlte Förderung zu wenig war. Dem alten Träger hat die Verwaltung das wahrscheinlich nicht geglaubt, der neue aber muss es ja wissen.

Das sind die negativsten – zugegeben zugespitzten – Folgen eines Schreckgespenstes, das jetzt aus dem Heiligen See heraussteigt. Doch so war es teilweise beim Waschhaus-Desaster, so war es beim Lindenpark, so ist es bei der Biosphäre, so war es beim Bürgerbahnhof, bei einigen städtischen Ausschreibungen von Grundstücken und so könnte es auch beim Treffpunkt Freizeit werden.

Der Träger des ehemaligen Pionierhauses, das allein durch ein Bürgervotum der Potsdamer überhaupt am Leben erhalten blieb, will nicht mehr. Geringe Zuschüsse spielen eine Rolle, vielleicht auch das verloren gegangene Vertrauen in die Verwaltung. Dass das Verhältnis zerrüttet ist, zeigt allein die Art und Weise, wie Mitarbeiter des Trägers ihre Entscheidung bekannt gegeben haben: Per Pressemitteilung. Oberbürgermeister, Beigeordnete, Verwaltungsmitarbeiter, Eltern und Kinder haben aus den Medien davon erfahren. Darüber muss ebenso nachgedacht werden wie über die Hintergründe des Ausstiegs und der Schuld dafür. Vielleicht ist ja alles nicht so schlimm und alles wird besser. Den Bruch also als Chance begreifen. Daran mag man allein aufgrund der bisherigen Erfahrungen kaum glauben und den versprühten Optimismus der zuständigen Beigeordneten Elona Müller nicht teilen. Sie ist voller Hoffnung, einen neuen Träger zu finden. Das wird wohl schwer, Schlange haben die Betreiber für das Mehrgenerationen-Veranstaltungshaus bekanntlich nicht gestanden. Es ist eine schöne Einrichtung, toll ausgestattet und für jede Altersgruppe ist ein Angebot dabei. Als die Beigeordnete für Kultur Iris Jana Magdowski auf einer Reise durch die Stadt zum ersten Mal den Theaterraum betrat, geriet sie in Verzückung. So einen Saal, mit Tribünen, Bühne und kompletter Technikausstattung und nebenan ein Gebäude mit Angeboten bis hin zur Kinder- und Hausaufgabenbetreuung haben nicht viel Städte. Aber wenn, dann wahrscheinlich zentrumsnaher und besser angebunden. Die schöne Abgeschiedenheit ist ein Mangel des Hauses im Neuen Garten am Heiligen See. Ein gravierender. Bleibt am Ende die Hoffnung, dass trotz des einsetzenden Automatismus mit all seinen Ecken und Kanten nahtlos ein neuer Träger gefunden wird, der das Angebot am Standort nicht zerstört, sondern auf die geleistete Arbeit aufbaut.

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