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Landeshauptstadt: Die hohe Kunst des Umgrabens

Der wöchentliche PNN-Gartentipp

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Der wöchentliche PNN-Gartentipp Von Erhart Hohenstein Umgraben, was soll daran kompliziert sein? Man greift zur Grabegabel, und dann ... Und dann hat man schon den ersten Fehler gemacht. Der gestandene Kleingärtner nimmt den Spaten und hebt damit große grobe Erdschollen aus. (Was bei dem krümeligen märkischen Sandboden allerdings nicht ganz leicht ist.) Die bleiben den Winter über liegen. Dann nämlich können Frost und Niederschläge leichter in den Boden eindringen. Sie sprengen die Bodenpartikel und lassen die Erde mürbe werden. Aus dem Umgraben kann man eine Wissenschaft machen. Sie beginnt bei der Frage, wie tief man gehen soll. Nur ein Spatenstich reicht oft nicht aus, so wenn tiefwurzelnde Kulturen angebaut werden sollen. Beispielsweise werden die Möhren krumm, wenn sie auf die feste Schicht stoßen. Der Fachmann empfiehlt deshalb das Holländern, also zwei Spatenstiche tief. Die erste Schicht wird beiseite gelegt, dann die Grabensohle nochmals einen Stich tief umgegraben. Die Sohle muss zwei Spatenstiche breit sein, dann lassen sich der Erdschollen leichter verteilen. Am Schluss kommt die oberste Schicht wieder drauf. Die hohe Kunst des Umgrabens ist jedoch das Rigolen, durch drei Spatenstiche auf mindestens 60 Zentimeter Tiefe. Diese anstrengende und lange dauernde Arbeit sollte man aber nur auf sich nehmen, wenn sich der Boden so stark verfestigt hat, dass darauf kein Gemüse mehr recht gedeihen will. Der Aushub muss dabei so verteilt werden, dass jede Schicht wieder an die ursprüngliche Stelle kommt, also nicht etwa der Mutterboden zuunterst. Unser Gartennachbar nennt aber eine Ausnahme: Wenn die Erde stark mit Unkraut durchsetzt ist (was bei einem rechten Kleingärtner natürlich niemals vorkommt!), kann man die oberste Schicht doch ganz nach unten bringen. Die Quecken haben so keine Chance, wieder hoch zu kommen. Bei dieser Methode wird die dritte Schicht dann die zweite und die zweite die erste. Beim Umgraben kann man den Boden gleich mit Dünger versorgen. Er darf allerdings nicht zu tief eingebracht werden, dann verliert er seine Wirkung. Am besten ist, ihn erst nach dem Umgraben aufzustreuen und leicht einzugraben. Erfahrene Kleingärtner empfehlen für den Herbst nur organischen Dünger: Kompost, Torf oder die im Handel erhältlichen Mischungen. Mineraldünger, vor allem Stickstoff, wird im Winter in den Untergrund gespült und damit wirkungslos. Wer sich frischen Stalldung besorgt, Bauern aus Potsdams ländlichen Ortsteilen bieten ihn ja an, sollte seinen Anbauplan für das nächste Jahr schon fertig haben. Eine ganze Reihe von Pflanzen nimmt diesen Dünger nämlich übel; genannt seien Tulpen, Lilien, Gladiolen, Meerrettich, Möhren, Radieschen, Rettiche, Schwarzwurzeln und Rote Beete.

Erhart Hohenstein

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