Landeshauptstadt: Die Ideenschmiede läuft
Pfingstbergverein feierte Richtfest für Gärtnerhaus – den künftigen Vereinssitz
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Nauener Vorstadt - Für jeden Schlag mit dem Zimmermannshammer, sagen die Bauleute, muss der Bauherr einen Kasten Bier spendieren lassen. So ist es Tradition bei Richtfesten. Sicher nicht nur deshalb bemühte sich Ulrich Koltzer, der Geschäftsführer des Fördervereins Pfingstberg in Potsdam e.V., gestern nach Kräften, einen vielleicht 15 Zentimeter langen Nagel ins neue Dachgebälk des alten Gärtnerhauses an der Großen Weinmeisterstraße zu treiben. Nach genau 50 Schlägen hatte er den Eisenstift im Holz versenkt.
Bis zum April kommenden Jahres, erklärte Eva Riks vom Vorstand des Pfingstbergvereins, soll der künftige Sitz des Vereins fertiggestellt sein – wenn das Wetter mitspielt. Der Verein muss schnell bauen, denn aus förderrechtlichen Gründen müssen die in Anspruch genommenen Fördergelder Ende Juni 2007 abgerechnet werden, informierte Eva Riks. Das 860 000 Euro teure Vorhaben, das alte Gärtnerhaus am Fuße des Pfingstberges zu sanieren, wird zu 75 Prozent durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Die übrigen 25 Prozent erwirtschaftete der Verein in den letzten Jahren durch seine Führungen und Veranstaltung auf dem berühmten Belvedere Friedrich Wilhelms IV. „Wir sind nicht reich, aber wir konnten Rücklagen bilden“, erklärt Eva Riks.
Der alte Bau war vom Hausschwamm befallen. Zudem hatten die letzten Nutzer, Militär und Geheimdienst der ehemaligen Sowjetunion, das Obergeschoss abgerissen. Nun wird das Haus nach alten Plänen wieder aufgebaut, inklusive Obergeschoss. Fotos, die den ursprünglichen Zustand zeigen, existieren laut Eva Riks nicht mehr.
Im Erdgeschoss wird das Haus mit einem Veranstaltungsraum für maximal 80 Personen ausgestattet. Der Verein will dort „Veranstaltungen aller Arten“ organisieren wie Vorträge und Lesungen. Auch sollen von dort aus künftig über ein neues Wegesystem Führungen auf den Pfingstberg ihren Anfang nehmen. Angedacht ist, wie Eva Riks sagt, auch ein internationaler Austausch mit ähnlichen Vereinen anderer Länder. „Die Ideenschmiede“ für die künftige Nutzung des Gärtnerhauses „läuft noch“.
Das nun wieder aufgemauerte Obergeschoss wird das Vereinsbüro beherbergen. Das jetzige im Thiemann-Haus in der Friedrich-Ebert-Straße genügt nicht mehr den Erfordernissen. Unter anderem wird es dieser Tage mit einer Ofenheizung gewärmt, das neue Vereinsdomizil verfügt dagegen nach der Fertigstellung über eine moderne Erdwärmeheizung. „Wer kann sich schon noch eine Gasheizung leisten“, sagt Eva Riks hinsichtlich der gestiegenen Gaspreise.
In ihrer Ansprache richtete sie einen Gruß an „die Nachbarn, die ihres Richtfestes noch harren“. Gemeint ist die Villa Quandt, doch die künftige Hausherrin Hanna Delf von Wolzogen, Leiterin des Fontane-Archivs, kann berichten, dass ihre renommierte Einrichtung im Herbst kommenden Jahres einziehen und im Frühjahr 2008 Einweihung feiern kann. Die daneben stehende Lepsius-Villa, einst Wohnhaus des Theologen und Humanisten Johannes Lepsius, ist äußerlich saniert, für den Innenausbau werden noch Sponsoren gesucht. Für das Kutscherhaus zwischen Lepsius- und Quandt-Villa fehlt Eva Riks zufolge noch ein Nutzer, der es sanieren könnte. Eigentümer ist, wie auch beim Gärtnerhaus und den beiden Villen, die Schlösserstiftung. Auch für die marode Villa Schlieven weiter nördlich ist noch keine Lösung in Sicht. Anders sieht es dem Vernehmen nach mit der Villa Henkel aus, einer historischen Turmvilla. Sie ist nach PNN-Informationen an privat verkauft und soll saniert werden.
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