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INTERVIEW: „Die Innenstadt liegt im Bermudadreieck“

Frau Hucke, Sie haben vor drei Monaten den ersten Stefanel-Store in Potsdam eröffnet. Wie ist heute Ihre Bilanz?

Stand:

Frau Hucke, Sie haben vor drei Monaten den ersten Stefanel-Store in Potsdam eröffnet. Wie ist heute Ihre Bilanz?

Ich bin sehr zufrieden, das Feedback ist positiv. Ich hatte ja den Vorteil, dass die Marke bekannt war und es in Potsdam bereits Stefanel-Kundinnen gab.

Werden Sie hier, an der Ecke Ebert-/ Charlottenstraße, auch gefunden?

Ja, definitiv, aber man muss auch auf sich aufmerksam machen.

Was tun Sie denn?

Die Kundin beim Betreten des Ladens persönlich ansprechen und in Vorleistung gehen: Durch gute Beratung, aber bei uns gibt es auch einen Espresso oder ein Wasser. Wir bemühen uns um ihre persönlichen Daten, um sie später zu Modenschauen und Rabattaktionen einladen zu können. Und wenn die Kundin mal nichts findet – dann trotzdem immer freundlich bleiben.

Kommen mehr Touristen oder Potsdamer zu Ihnen?

Über 90 Prozent sind Potsdamer.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptprobleme, die dem Einzelhandel in der Innenstadt zu schaffen machen?

Es gibt zu wenig Markenvielfalt. Wir haben in der Innenstadt zu wenig Mono-Markengeschäfte, vor allem im oberen Preissegment für die Klientel mit der gehobenen Kaufkraft – die es hier ja gibt. Und die fahren dann eben 30 Kilometer weiter nach Berlin.

Ist die Nähe zu Berlin problematisch?

Die Nachbarschaft zu Berlin ist ein herausfordernder Wettbewerbsfaktor. Manchmal fühlt man sich in der Potsdamer Innenstadt wie im Bermudadreieck zwischen Berlin, Sterncenter und dem Outletcenter Wustermark.

Womit wäre den Händlern geholfen?

Zunächst müsste der Einzelhandel erkennen, dass er selbst handeln muss. Ich muss meine Kunden trotz Standortnachteil von mir überzeugen. Problematisch sind allerdings die zu kleinen Verkaufsflächen in der Innenstadt, und häufig müssen zudem rigorose Denkmalschutzauflagen eingehalten werden. Manchmal kann man nach hinten raus was bauen, aber dann wird ein Laden oft unübersichtlich. Der Denkmalschutz ist sicher gut und richtig, aber er sollte einer Stadtentwicklung nicht im Wege stehen. Nach der Sanierung der Charlottenstraße fallen zum Beispiel 30 Prozent der Parkplätze weg, weil der Bürgersteig – denkmalgerecht – verbreitert wurde. Aber wir sind nicht mehr im 17. Jahrhundert, wo wir solche breiten Bürgersteige brauchen. Wir brauchen hier mehr Parkplätze und zu bezahlbaren Preisen. 50 Cent für 20 Minuten – das ist zu viel. Wir sind hier nicht am Potsdamer Platz.

Wie ist die Gewerbemieten-Situation? Sie sind aus dem Grund auch nicht in die Brandenburger Straße gezogen?

Das ist die pure Schacherei. In der Brandenburger Straße ist eine Verdopplung der Miete, wenn einer auszieht, an der Tagesordnung. Es wäre gut, wenn die Stadt mal die Gewerbemieten etwas im Auge behalten würde. Beim Wohnungsmarkt wird doch auch drauf geachtet. Mittlerweile lassen manche private Eigentümer ihre Gewerbeeinheiten lieber ein Jahr leer stehen, bis sich ein Dummer findet. Aber Leerstand bedeutet immer, dass da was nicht stimmt.

Die Fragen stellte Steffi Pyanoe.

Nach ihrem BWL-Studium hat sich Franziska Hucke zur Farb- und Stilberaterin weiter gebildet. Jetzt leitet sie den Potsdamer Stefanel-Store in der Friedrich-Ebert-Straße.

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