Landeshauptstadt: Die japanische Kunst, Blumen zu arrangieren Ikebana-Liebhaber tagen in Potsdam
Ikebana, das ist Japanisch und heißt soviel wie „lebende Blumen“. Bei dieser jahrhundertealten Tradition sollen die Gestecke nicht nur dekorativ sein, sondern den Betrachter zum Nachdenken anregen.
Stand:
Ikebana, das ist Japanisch und heißt soviel wie „lebende Blumen“. Bei dieser jahrhundertealten Tradition sollen die Gestecke nicht nur dekorativ sein, sondern den Betrachter zum Nachdenken anregen. Während beim klassischen Blumenstrauß vor allem die Anzahl und Farbe der Blumen wichtig sind, stehen in der japanischen Kultur Symmetrie und Anordung der Blätter, Vase und Stängel im Vordergrund. Oberstes Ziel ist es, die Natur näher zu den Menschen zu bringen. Darum versucht jeder Ikebana-Flechter beim Arrangieren der Blumen, seinem Gefühlszustand Ausdruck zu verleihen. Mittlerweile hat diese Blumenkunst auch in Europa und Deutschland zahlreiche Anhänger gefunden.
Seit Mittwoch treffen sich im Semaris Seehotel Potsdam die Teilnehmer der 8. europäischen Ikebana-Konferenz. Zum ersten Mal findet diese in Deutschland statt. Diverse Workshops und Vorführungen finden statt, es werden die neuesten Kreationen der Ikebana-Enthusiasten präsentiert und diskutiert. Die fünftägige Veranstaltung zählt rund 300 Besucher, viele von ihnen kommen aus Europa, einige sogar aus Indien, dem Nahen Osten und selbst Japan. Es ist ein sehr fachkundiges Publikum, erfordert die Teilnahme doch die Mitgliedschaft bei der „Ikebana International“, einer Organisation, welche sich der Verbreitung und Förderung dieser Blumenkunst verschrieben hat.
Die Tradition des Ikebana reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück, als den buddhistischen Gottheiten regelmäßig Blumenopfer dargebracht wurden. Zunächst noch hauptsächlich von Priestern ausgeübt, war sie später Teil der klassischen Ausbildung eines Adeligen. Im 19. Jahrhundert wurde sie auch von bürgerlichen Frauen praktiziert. Da das Blumenstecken fortan ein Teil der weiblichen Aufgaben im Haushalt war, wurde Ikebana sogar als Pflichtfach für Mädchen an Schulen eingeführt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts verbreitet sich diese Form der Blumenkunst in alle Welt, auch in Deutschland gibt es heute mehrere Ikebana-Schulen.
Den Höhepunkt der Potsdamer Konferenz bildet am Samstag die „Headmaster Vorführung“ im Hans Otto Theater in der Schiffbauergasse. Dort zeigt einer der höchsten japanischen Ikebana-Meister sein Können und präsentiert einige zwei bis drei Meter große Gestelle aus Bambus, geschmückt mit etlichen Blumen. Am Wochenende öffnet das Semaris-Hotel dann seine Türen für die Öffentlichkeit für eine Ausstellung mit den Arbeiten von 120 Ikebana-Künstlern aus der ganzen Welt. Am Sonntag sind kostenlose Kurzvorführungen zu erleben. Dann können sich die Besucher davon überzeugen, wie viel Kunstfertigkeit im Ikebana steckt. Kai Gies
Internationale Ikebana-Ausstellung am Samstag, 10-22 Uhr, und am Sonntag, 10-17.30 Uhr, im Seminaris Seehotel, An der Pirschheide 40. Der Eintritt kostet 3 Euro
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: