ZUR AUSSTELLUNG: Die Kinder wussten, bis dahin und nicht weiter
Mit Hilfe digitaler Medien habe sie neue museumsdidaktische Ansätze in der Villa Schöningen verwirklichen können, erklärte Kuratorin Lena Maculan gestern vor Journalisten. In den sechs Räumen der Expositionen befinden sich 15 Bildschirme an den Wänden, vier davon sind interaktiv, Besucher können selbst Inhalte auswählen.
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Mit Hilfe digitaler Medien habe sie neue museumsdidaktische Ansätze in der Villa Schöningen verwirklichen können, erklärte Kuratorin Lena Maculan gestern vor Journalisten. In den sechs Räumen der Expositionen befinden sich 15 Bildschirme an den Wänden, vier davon sind interaktiv, Besucher können selbst Inhalte auswählen. Wie die promovierte Kunsthistorikerin und Museumswissenschaftlerin ankündigte, werde die Ausstellung dynamisch sein; sie könne immer wieder erweitert werden – etwa durch neue Exponate oder Zeitzeugen-Berichte. Das Zeitzeugen-Programm werde fortgeführt. Sehr berührend sind etwa die per Computer-Monitor zu erlebenden persönlichen Ausführungen zum ehemaligen Kinderwochenheim, als das die Villa Schöningen von 1951 bis 1992 genutzt wurde. Nur wenige Meter weiter war die Grenze der beiden sich feindlich gegenüber stehenden Weltsysteme; bewaffnete Grenzsoldaten patrouillierten. „Die Kinder wussten, bis dahin können sie gehen und nicht weiter“, erzählt etwa Helga Neumann, Heimleiterin von 1982 bis 1992. Es habe immer geheißen, „da drüben stehen unsere Feinde und die Grenzer sind da, damit wir nicht angegriffen werden“. Die Heimbewohner hätten sich beschützt gefühlt, nicht bedroht. Helga Kempa, Heimleiterin von 1951 bis 1981, glaubt, dass das Kinderwochenheim aus politischen Gründen in unmittelbarer Grenznähe untergebracht wurde, um eine enge Verbindung zwischen Volk und Grenztruppen zu demonstrieren. Auch Elemente der Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit werden deutlich: „Viel Wert legte ich auf die Morgengymnastik“, sagt Helga Kempa. Elisabeth Karth, die als Kind die Woche über im Heim wohnte, berichtet, wie sich die Kinder am Freitagnachmittag um die besten Plätze am Fenster balgten, um ihre sie abholenden Mütter als Erste sehen zu können. gb
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