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„Potsdamer Universitätschipkarte“ erhält Bezahlfunktion – Studierende pochen auf Datensicherheit

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Passend zum Informatikjahr beschert die Universität Potsdam ihren Studierenden in diesem Semester eine technologische Überraschung. Weil ihre Studierendenausweise über integrierte RFID-Chips verfügen, werden diese noch in diesem Semester zu elektronischen Geldbörsen erweitert. Kopien und Ausdrucke können in Zukunft bargeldlos bezahlt werden. Eine Erweiterung zur Bezahlung in den Mensen ist ebenfalls geplant, wie die Kanzlerin der Universität Steffi Kirchner zu Beginn dieser Woche in einer E-Mail an alle Studierenden bekannt gab.

Matthias Wernicke, der hochschulpolitische Sprecher des Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) sagt dazu: „Für die bargeldlose Bezahlung in den Mensen führen wir noch Gespräche mit der Universität. Es muss vor allem konkret über Datenschutzbestimmungen verhandelt werden.“ Wernicke schätzt, dass die Mensabezahlfunktion zum nächsten Herbstsemester kommt. Was Kopien und Ausdrucke angeht, rechne er damit, dass die dazu benötigten Aufladestationen noch in diesem Semester – wahrscheinlich im Juni – von der Unileitung an allen Standorten aufgestellt werden. Bisher sind zwei solche Stationen je Standort geplant. Der AStA setze sich unter anderem für mehr Geräte ein.

Mit der Nutzung der RFID-Chips als elektronische Geldbörse beginnt die nächste Phase der Einführung der elektronischen Chipkarte „PUCK“. Sowohl für die Studierenden, als auch für die Universität bringt das Vorteile. Alle zur Verfügung gestellten Dienste werden einheitlich genutzt und abgerechnet. Dies berührt unmittelbar den Alltag aller Studierenden, der sich schon mit der Einführung der elektronischen Chipkarten im Jahr 2004 stark verändert hat. Die PUCK ersetzte nicht nur den papierenen Studierendenausweis, sondern übernahm auch die Funktion des Bibliotheksausweises und des Semestertickets. Dazu wurden an allen Universitätsstandorten Terminals aufgestellt, an denen jedes Semester die Studienbescheinigungen ausgedruckt werden und das Semesterticket neu auf die Karte gedruckt wird.

Der AStA ist unterdessen in einer günstigen Verhandlungslage, denn vor der Einführung der Chipkarte schloss die Universitätsleitung im Juni 2004 einen detaillierten Vertrag mit der Studierendenschaft. Dieser kann nur per Urabstimmung unter allen Studierenden grundlegend geändert werden. Der Vertrag nützt auch der Universität, weil er die Zustimmung der Studierenden sichert und Streiks wie jüngst bei der Einführung des Campus Management-Systems an der Berliner FU verhindert.

Der AStA hat in den letzten Wochen viel mit der Universitätsleitung verhandelt. Matthias Wernicke ist vorerst zufrieden mit den Gesprächen. „Die Universität hat Bereitschaft signalisiert auf die Forderungen der Studierenden einzugehen“ sagte er gegenüber den PNN. Vor allem die strikte Einhaltung der Datenschutzbestimmungen stehe bei den Gesprächen für die Studierenden im Zentrum.

Bei der Mensabezahlfunktion, die nicht im Vertrag von 2004 enthalten ist, werden zum Beispiel Transaktionsdaten an externe Vertragspartner, in diesem Fall das Studentenwerk, das die Mensen betreibt, weitergegeben. Matthias Wernicke erklärt dazu: „Wir wollen sicher ausschließen, dass dabei persönliche Daten wie Matrikelnummer oder Name des Studierenden übermittelt werden.“ Der Informatikstudent warnt davor, dass in Verbindung mit Datensätzen des Studentenwerks, das auch für das Bafög und die Studentenwohnheimplätze zuständig sei, die Erstellung von Persönlichkeitsprofilen möglich sei. „Im Moment lassen wir die von der Universität vorgesehenen Datenschutzmaßnahmen von einem Anwalt prüfen.“ Weiterhin müssten noch einige Details über den Ersatz der Chipkarte bei Diebstahl oder Abnutzung der Kartenaufdrucke – zurzeit das Semesterticket – geregelt werden.

Mit dem Beharren auf dem Schutz persönlicher Daten vor Weitergabe an Dritte geht es den Studierenden um die prinzipielle Frage nach dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das durch RFID-Systeme potenziell gefährdet sei. Denn um Schäden durch Datenmissbrauch von vornherein auszuschließen, sind Verträge die einzige Option. Die zunehmende Vernetzung von Daten durch neue Technologien wie RFID verlange neben der Freude über deren Vorteile eben auch ein neues Nachdenken über deren potenzielle Gefahren.

Michael Krause

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