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Historisch. Landwirt Frank König im künftigen Mühlenmuseum. Dort sind auch historische Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände aus der Landwirtschaft ausgestellt.

© dapd

Landeshauptstadt: Die „Königs Mühle“ im Oderbruch

Vater und Sohn retten Mühle ihres Heimatortes vor dem Verfall / Eröffnung im August

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Zechin – Die graue Arbeitskleidung von Silveli Heinitz ist mit bunten Farbklecksen übersät. Sie mustert das noch unfertige Wandbild im Inneren der alten Mühle des Oderbruch-Dorfs Zechin. Darauf sind Bauern bei der Getreideernte zu erkennen. Statt Mähdreschern oder anderer moderner Landtechnik dominieren Pferd und Wagen. „Ich habe hier schon eine Menge gelernt über das Müllerhandwerk vor mehr als 100 Jahren“, erzählt die Wand- und Illusionsmalerin.

Im Auftrag von Frank und Mirko König, die die heruntergekommene Mühle vor dem Verfall gerettet und seit zwei Jahren saniert haben, zeigt Silveli Heinitz auf mehreren Wandbildern, wie einst aus Getreide Brot gemacht wurde. „Das soll Besuchern helfen, die einzelnen Arbeitsschritte und Vorgänge in der Mühle zu verstehen“, sagt Frank König. Er will die Mühle nach der Sanierung im Sommer offiziell eröffnen.

Der ortsansässige Landwirt hatte die Mühle vor zwei Jahren vom letzten Müller gekauft, mehr oder weniger zufällig. „Mir ging es eigentlich um die fünf Hektar Acker, die dazugehören. Das Land aber war ohne die Mühle nicht zu haben“, erinnert sich der 57-Jährige. Also nahmen er und Sohn Mirko, Inhaber einer Baufirma, die Mühle quasi in Kauf und waren sich schnell einig, dass sie so, wie sie war, nicht bleiben konnte. „Sie hatte 20 Jahre leer gestanden und war eigentlich nur noch eine Ruine“, erinnert sich König.

Davon ist inzwischen nichts mehr zu erkennen: Die Holzböden sind frisch gestrichen, die Balkenkonstruktionen und Seilwinden saniert, neue Fenster eingesetzt, Mahlstein, Mehlschrank, Filter, Schrotbehälter inklusive Rührwerk entstaubt und geputzt. Die Fassade strahlt in Sonnengelb.

Am Giebel prangt in Braun der Schriftzug „Königs Mühle“. Ohne diesen Hinweis würde der Ortsunkundige wohl kaum erkennen, dass es sich bei dem dreistöckigen Gebäude, dem die typischen Flügel oder aber ein Wasserrad fehlen, um eine Mühle handelt. „Nicht irgendeine, sondern die erste Motormühle der Gegend“, sagt Nachbar Guntram Glatzer. Er ist Hauptamtsleiter im Amt Golzow und hat sich mit der Geschichte der Mühlen im Oderbruch befasst. Das genaue Entstehungsjahr der Zechiner Mühle konnte zwar noch nicht ermittelt werden, laut Glatzer muss es jedoch kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts gewesen sein.

„Spätestens 1913 waren fast alle Haushalte des Ortes mit elektrischem Strom versorgt“, ermittelte er. Im Keller von „Königs Mühle“ steht ein restaurierter 24-Kilowatt-Elektromotor. Im Prinzip ließe sich die Mühle per Knopfdruck sofort wieder in Gang setzen, versichert König. Wo der Müller früher das Getreide lagerte, stehen allerdings heute mehr als 20 fahrtüchtige Landmaschinen - Traktoren und Raupen - aus DDR-Zeiten.

Die Räume in der ersten Etage sollen künftig ein Mühlenmuseum beherbergen. Noch ist es ein Wirrwarr an Gerätschaften, wie sie früher in Landwirtschaft und Bauern-Haushalt des Oderbruchs Verwendung fanden: Pflüge, Dreschflegel, Wäschemangeln, Rübenheber oder große Bohrer, die per Kurbel bedient werden.

Einiges davon haben Königs selbst gesammelt, anderes sind Schenkungen und Leihgaben von Zechiner Nachbarn. „Es wird Führungen durch die Mühle geben, außerdem Vorführungen, beispielsweise das Buttern mit Butterfass und Stampfer, das Tengeln der Sense oder das Körbeflechten“, erzählt er.

Zwtl: Eröffnung mit Steinwalzeziehen Stolz sind Vater und Sohn König auch auf das künftige Trauzimmer im Erdgeschoss, in dem 30 Gäste Platz finden. Offiziell eröffnet wird „Königs Mühle“ am 27. August. Dann gibt es vor der Mühle ein großes Schaupflügen mit Oldtimer-Traktoren. Zudem wird eine Feldschmiede aufgebaut, eine Korbflechterin ist zu Gast und ein kleiner Bauernmarkt lädt zum Stöbern. Höhepunkt werden die Europameisterschaften im Steinwalzeziehen sein: Per Traktor wird eine zwei Tonnen schwere Steinwalze über einen aufgewühlten Sandberg gezogen. „Wer dabei mit seiner Maschine am weitesten kommt, hat gewonnen“, sagt König.

Bernd Kluge

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