Landeshauptstadt: Die „Krähe“ feiert
Potsdams zweitgrößter Kleingartenverein begeht am Wochenende 75-jähriges Bestehen
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Potsdams mit 218 Parzellen zweitgrößter Kleingartenverein „Krähenbusch“ feiert am Wochenende sein 75-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsfest beginnt am heutigen Sonnabend um 10 Uhr mit Kinderbelustigungen wie Hüpfeburg, Schminktisch, Eierlaufen und Sackhüpfen. Gleichzeitig starten Preisschießen und Kegeln, für die Pokale und Preise ausgesetzt sind. Sie gehen am Sonntag, 15 Uhr, mit einem Stechen um den Gesamtsieg zu Ende. Sonnabend ab 19 Uhr lädt die unter einer neuen Pächterin renovierte Vereinsgaststätte „Zur Krähe“ zum Tanz und Sonntag ab 10 Uhr zum Preisskat ein. Eine Fliesenschneidemaschine im Wert von 250 Euro ist Hauptpreis der Tombola.
Die Kleingärtner des „Krähenbuschs“ können stolz darauf sein, dass ihre Anlage noch heute besteht. 1965 wollte die Stadt die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft „Sanssouci“ hierher verlegen, weil deren Flächen in Golm durch die benachbarte Müllkippe vergiftet und nicht mehr für den Gemüseanbau zu nutzen waren. Nach der „Wende“ plante Anfang der 1990er Jahre der damalige Stadtbaurat Detlef Kaminski, das Gelände einem kanadischen Investor für den Bau von Stadtvillen und eines Hotels zu übergeben. Dies löste den sogenannten Potsdamer Kleingartenkrieg aus, in dem sich die Pächter schließlich behaupteten.
Die 6 ha große Kleingartenanlage leitet ihren Namen von den großen Krähenscharen her, die bis in die 1930er Jahre auf dem Gelände nisteten. Hier befanden sich ursprünglich Sandgruben für die seit dem Mittelalter bestehende Potsdamer Ratsziegelei. Die Abbaulöcher wurden dann mit Müll verfüllt. Der Stadtrat und 1945 kurzzeitige Nachkriegsbürgermeister Dr. Friedrich Bestehorn hatte 1931 während der Weltwirtschaftskrise die Idee, das Gelände durch Arbeitslose rekultivieren zu lassen. Sie arbeiteten für 30 Pfennig Tageslohn und ein warmes Essen. 1932 wurden die ersten Parzellen vergeben. Im Zweiten Weltkrieg fanden hier 33 ausgebombte Familien einen vorläufigen Wohnsitz.
Nach zu DDR-Zeiten einsetzenden Turbulenzen in der Vereinsführung leitet seit 1989 der Taxifahrer Tilo Bettmann den „Krähenbusch“. Seitdem ist wieder Stabilität in die gepflegte, grünenden und blühenden Oase zwischen Werderschem und Mittelweg in Potsdam-West eingekehrt. E. Hoh
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