Landeshauptstadt: Die Krähen sind verzweifelt
Die Schlösserstiftung rüstet alle Parkanlagen mit neuen Papierkörben aus – zum Leidwesen der Vögel
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Die Krähen, die bisher die offenen Papierkörbe in den Potsdamer Weltkulturerbeparks nach fressbaren Hinterlassenschaften der Touristen durchstöberten, sind verzweifelt. Denn der Fachbereichsleiter des Neuen Gartens, Sven Kerschek, hat ihnen schon in der vergangenen Park-Saison in seinem Revier Einhalt geboten. Er entwickelte die Idee für einen „krähensicheren“, mit einem Dach versehenen Abfallbehälter aus Edelstahlblech und setzte sie im Auftrag der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit der Berliner Metallbaufirma Ernst Freyer und Sohn um.
Die erfindungsreichen Rabenvögel ließen natürlich nichts unversucht, auch diese Papierkörbe zu „knacken“. Doch sie hatten null Chance. Deshalb will die Stiftung nach erfolgreichem Probelauf der 35 Abfallbehälter im Neuen Garten jetzt all ihre Parke damit ausstatten. In diesem Jahr ist Sanssouci an der Reihe. Dafür sind etwa 100 der neuartigen Papierkörbe vorgesehen. Die Verzinkung, meint der zuständige Fachbereichsleiter Sven Hannemann, passe zwar nicht so recht ins Parkbild, doch würden die Abfallbehälter in einigen Jahren Patina ansetzen. Sobald der Winter abzieht, soll mit dem Aufbau begonnen werden. Berlin-Charlottenburg und Rheinsberg folgen. Im nächsten Jahr kommen dann auch Paretz, Caputh und Sacrow an die Reihe. Insgesamt werden fast 300 neue Papierkörbe aufgestellt, sagt Thomas Hübscher, kaufmännischer Mitarbeiter in der Gartendirektion der Stiftung.
Vogelfeinde sind Kerschek, Hannemann und ihre Kollegen nicht. Die Krähen haben jedoch die unangenehme Angewohnheit, auf der Suche nach Fressbaren alle ungenießbaren Bestandteile aus den offenen Papierkörben herausziehen und im Gelände zu verstreuen. Die ohnehin viel zu kleine Schar der Stiftungsgärtner hatte dadurch jeden Abend die undankbare Aufgabe, die Abfälle einzusammeln. Becken und Umfeld der Großen Fontäne konnten vor Vermüllung geschützt werden, indem man die dortigen Papierkörbe entfernte und an die Zugangswege versetzte. Doch dies war nur eine Verlagerung, keine Lösung des Problems.
Die ist nun aber erreicht, und von dem patentrechtlich geschützten „Modell Sanssouci“ könnten auch andere deutsche Parkanlagen profitieren. Aber nicht nur die: Die Firma Freyer und Sohn hat die Papierkörbe in ihren Angebotskatalog für jedermann aufgenommen. Also könnten beispielsweise Privatpersonen oder Spielplatzbetreiber ihre Grundstücke damit ausstatten. Verkaufspreis je Stück: 320 Euro für die verzinkten, die lackierten sind 40 Euro teurer. Sanssouci bekommt die Abfallbehälter natürlich etwas billiger ... Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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