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Landeshauptstadt: Die Kuppel wächst

Herbert Göbel hat schon 1968 zum Bau des ersten Planetariums beigetragen

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Der einer Wetterstange mit rechteckiger Fahne ähnelnde „Stichpunkt“ ragt in der Werkhalle vier Meter hoch auf. Er gibt das Maß für die Kuppel, die Art Department Studio Babelsberg zurzeit für das neue Potsdamer Planetarium anfertigt. Eine Schablone aus Gips ist die Grundlage, um die aus Polyester bestehende Kugel zu drehen. So nennt das Herbert Göbel, der eigens für die komplizierte Sonderanfertigung hinzugezogen worden ist. Daniel Klappenbach als Abteilungsleiter für Stuck, Skulpturen und Kunststoff weiß nämlich, dass der heute 57-Jährige schon 1968, damals noch als Lehrling, beim Bau der Kuppel für das erste Potsdamer Planetarium im Neuen Garten unschätzbare Erfahrungen gesammelt hat.

Lange Jahre war Göbel Werkstattmeister, nach der Wende hat er in Berlin ungelernte Arbeitskräfte in der Aktion „Am Bau lernen“ beim Ausbau alter Häuser zu Sozialwohnungen angeleitet. Dann wurden dem Trägerverein die Fördermittel gestrichen Heute freut sich Herbert Göbel, wenn er durch Klappenbach, der auch durch sein Engagement im Betriebsrat des Studios bekannt ist, für Sonderanfertigungen einen Zeitjob erhält. „Aus Gips kann man alles machen, nur keine Schnürsenkel, die brechen beim Binden“, scherzt er und berichtet, wie er mit seinen Kollegen für „Goya“ die Gemäldegalerie des spanischen Königs und für einen Liebknecht-Film den Plenarsaal des Reichstags nachgebaut hat. Unsäglich enttäuscht waren die Arnstädter, als ein fünf Meter hohes Standbild von Johann Sebastian Bach, der in Stadt als Organist gewirkt hat, nach den Dreharbeiten für den „Kleinen Philipp“ wieder abgerissen wurde. Die Kunstfertigkeit der damaligen DEFA-Handwerker war landesweit bekannt und führte immer wieder zu Anfragen, ob sie bei Spezialanfertigungen helfen könnten – so auch 1968 und nun wieder 2006 beim Kuppelbau für das Potsdamer Planetarium.

Inzwischen ist eine der Kunststoffschalen bereits fertig und dient als Vorlage für die restlichen sieben, denn in einem Stück kann die etwa 250 Kilogramm schwere Kuppel mit ihren acht Metern Durchmesser nicht hergestellt werden. Die acht Teile werden vielmehr Ende Juli auf den Bassinplatz transportiert, dort zusammengefügt und mit einer Dachhaut versehen. Anschließend hebt sie ein Kran über die Dächer hinweg auf ihren luftigen Standort auf dem ehemals von Schuke-Orgelbau genutzten Gebäude in der Gutenbergstraße. Als Leiter des Urania-Planetariums hofft Rolf König, dass es noch in diesem Jahr eröffnet werden kann. Finanziert wird das 300 000 Euro-Projekt zu 80 Prozent durch das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“, informierte die Sozialbeigeordnete Elona Müller beim Baustart Ende Juni. Für die Kuppel sucht die Urania nach Sponsoren für einen neuen Sternenprojektor vom Typ „Skymaster“ , der 288 000 Euro kostet.E. Hohenstein

E. Hohenstein

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