Landeshauptstadt: Die Landwirte sperren das Geflügel ein Freiland-Bauern reagieren besorgt auf Stallpflicht
Die Hühner im Biogut „Florahof“ hatten gestern ihren letzten Tag im Freien. Heute früh wollte Inhaberin Edelgard Schüler das Federvieh nicht mehr aus seinem Nachtquartier lassen: Ab sofort herrscht wegen der Vogelgrippe bundesweit Stallpflicht für jegliches Geflügel.
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Die Hühner im Biogut „Florahof“ hatten gestern ihren letzten Tag im Freien. Heute früh wollte Inhaberin Edelgard Schüler das Federvieh nicht mehr aus seinem Nachtquartier lassen: Ab sofort herrscht wegen der Vogelgrippe bundesweit Stallpflicht für jegliches Geflügel. Während Potsdams Landwirte auf diese Meldung „mit großer Sorge“ reagierten, begrüßte Sabine Kimmel, Geschäftsführerin der Beelitzer Frischei e.G., gestern gegenüber den PNN die Stallpflicht. „Wir haben bereits darauf gewartet und sind auch in der Lage, die neuen Verpflichtungen zu erfüllen“, sagte sie. Der größte Geflügelbetrieb in Potsdam-Mittelmark hält 50000 Legehennen, die ohnehin in Ställen mit Auslaufmöglichkeit untergebracht sind. Kimmel plädierte zudem dafür, den Stallzwang für Hobby- und Kleinsttierhalter strikt durchzusetzen. Sollten dort Tiere im Umkreis ihres Betriebes erkranken, würde das zur Ausrufung einer Sperrzone führen. Dann könnte auch die Frischeie.G. in Schwierigkeiten geraten, selbst wenn ihr eigener Geflügelbestand nicht betroffen ist. Die Potsdamer Freilandhalter allerdings halten es für „unzumutbar“, ihre Tiere auf engem Raum einzusperren, sagte Gerhard Neumann vom Erntegarten in Bornim. Das widerspräche ihren Grundsätzen. Natürlich sei es wichtig, Vögel und Menschen vor dem Vogelgrippe-Erreger zu schützen. Dennoch bereite es Probleme, Tiere, die Freiheit gewohnt sind und im Stall nur schlafen, auch tagsüber dort zu halten. Bis gestern weideten die 100 Gänse von Landwirt Ernst Ruden aus Krampnitz auf einer Fläche von zwei Hektar. Nun haben die Tiere nur noch 30 Quadratmeter. Der Bauer erwartet, dass seine Gänse darum mehr Fett und weniger begehrtes Muskelfleisch bilden – weil ab jetzt der Auslauf fehlt: „Ich kann den Leuten dann nicht mehr die Qualität verkaufen, die sie bei einer Freilandgans hätten“, so Ruden. Zum Glück hätten die Gänse bereits acht Monate im Freien gelebt und bereits genügend Muskelfleisch angesetzt. Probleme könnten den Bauern aber auch die Hühner bereiten: „Wenn sie mit dem Eierlegen zu sehr nachlassen, müssen wir sie nach und nach abschlachten“, so Edelgard Schüler vom Florahof. Hinzu käme, dass die Landwirte ihre Eier billiger verkaufen müssen: „Wir können keine Freilandeier mehr anbieten“, so Ruden. Der Verlust: 5 Cent pro Ei. Darum wollen Ruden und Neumann genauere Anweisungen der Amtstierärztin abwarten. Neumann hofft, dass seine Tiere durch Vogelschutznetze ausreichend gesichert werden. Die will er nun schnell aufbauen. just/ ldg
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