Landeshauptstadt: Die letzte Botschaft
Pflanzen für den Friedhof werden häufig auch nach ihrer Symbolik ausgewählt
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Die Blätter fallen und die Natur bereitet sich auf den Winter vor. Im November wird daher vielen Menschen auch die eigene Vergänglichkeit bewusst. Vor den Totengedenktagen herrscht auf den Friedhöfen der Region Hochbetrieb. Katholiken ehren an Allerheiligen die Verstorbenen, evangelische Christen am kommenden Sonntag, demTotensonntag.
Friedhofsgärtner und Angehörige müssen die Gräber in diesen Wochen nicht nur schmücken, sondern auch winterfest machen. Das geschieht in der Praxis meist mit einer Eindeckung aus verschiedenen Edeltannen, oft in Verbindung mit Moosstreifen. „Triebspitzen von Latschenkiefern, Wacholder, Zypressen, Eiben oder ganz einfach Tannen bieten gute und ansprechende Möglichkeiten, um den Boden und damit die Grabbepflanzung vor dem Ausfrieren zu schützen“, sagt der Friedhofsgärtner Rudolf Breuer. Ganz wichtig sei es zu dieser Jahreszeit aber auch, die Zwiebeln von Krokussen, Schneeglöckchen und Narzissen zu pflanzen, damit es im kommenden Frühjahr wieder auf den Gräbern farbenprächtig blüht.
Dass auf christlichen Gräbern zwischen den Pflanzen häufig auch die Erde sichtbar bleibt, sei kein Zufall: „Dies hat einen hohen Symbolwert und steht in Beziehung zur Begräbnisliturgie, in der es heißt: Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück“, sagt Gotthard Dobmeier, zentraler Ansprechpartner der Deutschen Bischofskonferenz für Umweltfragen. Deshalb sollten Gräber möglichst nicht mit Steinplatten abgedeckt oder mit Kies belegt werden.
Bei der Auswahl der Grabbepflanzung empfiehlt Dobmeier, heimischen und standortgemäßen Pflanzen der Vorzug zu geben: Sie sind für eine Vielzahl von Tieren wichtige Lebensräume und Nahrungsquellen. Auch auf den Symbolwert der Pflanzen werde wieder mehr geachtet. „Viele Blumen und Sträucher, die zumeist aus Kloster- und Bauerngärten stammen, haben eine lange Friedhofstradition und eine aussagekräftige Symbolik“, sagt Dobmeier. So stehen Buchsbaum, Efeu und Immergrün für Unsterblichkeit und Auferstehung. Gräser dagegen symbolisieren die Vergänglichkeit und die Eibe gilt wegen ihrer dunklen Nadeln als Totenbaum schlechthin.
In einem solchen symbolischen Kontext stehen auch die Gesteckformen. Die Kranzform symbolisiert Unsterblichkeit, die Kreuzform Auferstehung und die Kissenform ewigen Schlaf. Die Symbolkraft von Farben, Formen und Pflanzen werde bei der Grabgestaltung immer wichtiger. Gleichzeitig stellt Breuer auch einen Trend zu mehr Natürlichkeit fest. Bevorzugt verarbeitet werden Herbstlaub, Nüsse, Kastanien, Hagebutten sowie Äste von Efeu, Stechpalmen, Zypressen, Wacholder und Mahonie. Hinzu kommen Moose, Zapfen, Äpfel und Trockenblumen. Dies korrespondiere gut mit der für den Herbst typischen Grabbepflanzung mit Cyclamen, Stiefmütterchen, Hornveilchen und Callunen, die im Herbst die farbige Vielfalt auf den Gräbern maßgeblich prägen.
Was macht die besondere Atmosphäre der herbstlichen Gedenktage für Breuer aus? „Zu keiner anderen Zeit vermischt sich eine leichte Melancholie so sehr mit Gefühlen wie Hoffnung und der Verbundenheit mit unseren Verstorbenen. Dann merkt man, was für eine große Bedeutung der Friedhof für die Menschen immer noch hat.“ Dagmar Thiel
Dagmar Thiel
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