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INTERVIEW: „Die Leute hauen einfach nach Berlin ab“

Herr Noack, Sie vermitteln in Potsdam seit dem Frühjahr Gewerberäume an mehrere Firmen gleichzeitig – das sogenannte Co-Working. Wer kontaktiert Sie?

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Herr Noack, Sie vermitteln in Potsdam seit dem Frühjahr Gewerberäume an mehrere Firmen gleichzeitig – das sogenannte Co-Working. Wer kontaktiert Sie?

Zumeist interessieren sich Internet-Firmen für das Co-Working. Da ist viel E-Commerce dabei. Firmen, die Apps bauen oder Finanzdienstleister, aber auch klassisches wie Schriftsteller haben sich bei mir eingemietet. Vor allem Einzelunternehmer rufen mich an und fragen nach einem Büro oder eben einem Co-Working-Platz. Die kommen dann zumeist mit einem Laptop, setzen sich an den Schreibtisch und beginnen mit ihrer Arbeit. Mich kontaktieren aber auch bestehende Firmen sowie Start-Ups mit bis zu sechs Mitarbeitern. Aktuell sind vor allem Räume mit einer Größe von bis zu 25 Quadratmetern gefragt.

Ist die Zahl der Anfragen in den vergangenen Monaten gestiegen?

Ja, unbedingt. Mittlerweile bekomme ich zwei bis drei Anfragen pro Woche. Dabei geht es um Tagesplätze, aber natürlich auch um regelmäßige Plätze für einen Monat oder mehr. Mein Ziel ist, so flexibel wie möglich zu sein. Aktuell habe ich zwei Büroflächen, die komplett belegt sind. Demnächst will ich weitere Räume hinzu mieten, ganz in der Nähe des Bildungsforums am Platz der Einheit.

Was müsste die Stadt Potsdam tun, um künftig den Firmen entsprechende Räume anbieten zu können, damit neue Arbeitsplätze entstehen können?

Ich denke, dass der Trend zur Gründung aktuell einfach sehr stark ist. Viele Studenten geben als Traumjob Gründer an. Da kommt man als Stadt nicht hinterher. Darauf waren Potsdam und auch Berlin nicht vorbereitet. Andererseits wird im Moment viel Geld in die Sanierung von Potsdam gesteckt. Man sollte aber darauf achten, dass eben auch Gewerberäume entstehen, etwa in einem sanierten Rechenzentrum. Auch neben der Post am Platz der Einheit gibt es noch freie Flächen.

Sehen Sie noch Kapazitäten, um Ihr Geschäft auszuweiten?

Ich würde weitere Co-Working-Büros eher als Zugewinn für Potsdam sehen. Der Bedarf ist da. In Berlin etwa gibt es so etwas an jeder Ecke. Das bedeutet aber auch, dass die Leute einfach nach Berlin abhauen, weil es hier keine Plätze gibt. Was gut in Brandenburg läuft, sind die Fördermöglichkeiten, wie beispielsweise Mikrokredite. Das lockt schon Existenzgründer an.

Die Fragen stellte Stefan Engelbrecht

ZUR PERSON: Matthias Noack, 30, leitet mit seiner Frau Anne das Co-Working-Unternehmen Mietwerk. Dabei vergibt er Arbeitsplätze auf Zeit oder Dauer an Start-Ups.

Stefan Engelbrecht

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