Landeshauptstadt: Die Linke kuschelt mit ihren Neuen Vorstand lud Neumitglieder ein
Das ist ein Novum: Die Linke veranstaltet eine Gesprächsrunde mit Neumitgliedern und lädt dazu die Presse ein. Kreischef Günther Waschkuhn lässt durchblicken, dass es eine „neue Situation“ gebe – die Beteiligung der Linken an der Landesregierung.
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Das ist ein Novum: Die Linke veranstaltet eine Gesprächsrunde mit Neumitgliedern und lädt dazu die Presse ein. Kreischef Günther Waschkuhn lässt durchblicken, dass es eine „neue Situation“ gebe – die Beteiligung der Linken an der Landesregierung. Elf „Neumitglieder“, darunter Zuzügler, die sich nur ummelden, sitzen Samstagvormittag am Tisch des Hauses der Linken in der Alleestraße 3. Ihre Mischung kann bunter kaum sein.
Okezie Charity ist dabei. Die in Potsdam bekannte gebürtige Nigerianerin, die sich für die Interessen von Migranten einsetzt, habe es zuerst bei der SPD versucht. „Dort habe ich gemerkt, dass man mir nicht so nahe kommen will“, berichtet sie. „Sie interessierten sich für meine Staatsbürgerschaft, aber ich will ein Mensch sein, so wie ich bin“. Bei den Linken fühle sie sich besser behandelt.
Kreischef Waschkuhn ist selbst ein „Neuer“. Der 60-jährige Frührentner war bis 1981 in Westberlin Mitglied der SPD. Wegen des Nachrüstungsbeschlusses sei er damals ausgetreten. Bei der Neugründung der Partei Die Linke hatte das Verdi-Bezirksleitungsmitglied dann eine neue politische Heimat gefunden. „Mir wäre ein Altersschnitt von 40 Jahren unserer Mitglieder lieber, als der jetzige“, bekennt er. Doch die Alten zählen zu den treuesten Genossen. So will ein zugezogener, jetzt „bei Semmelhaack“ in der Waldstadt wohnender 81-jähriger pensionierter Lehrer „Zettel austragen in meinem Block“. Vor mehr als einem halben Jahrhundert war er SED-Mitglied geworden.
Andere suchen aufgrund der in Bewegung geratenen Parteienlandschaft erst ihre politische Heimat. „Ausstrahlung und Konsequenz der Linken haben mich beeindruckt“, bekennt ein Ex-Unternehmer aus Aachen. „Für das Soziale und für Schwule“ will sich ein anderer einsetzen. Zwei Bayern sind unter den Neumitgliedern, einer wohnt in Drewitz. Er habe in den letzten Jahren erlebt, „dass es vielen Kindern immer schlechter geht, denn die Eltern sind bis aufs Letzte abgebrannt.“ „Ich will auf jeden Fall mitmachen und was bewegen“, bietet sich ein 35-jähriger zurzeit Arbeitsloser an. Und der 31-jährige Doktorand, der eine Dissertation über den Antisemitismus im Kaiserreich schreibt, bekennt: „Die Linke ist für mich die einzige Alternative in Deutschland.“
1000 Mitglieder habe die Partei in Potsdam, so Waschkuhn. „Per Saldo ein leichtes Plus“ sei als Zuwachs zu erkennen. Durch Todesfälle und Umzüge – nicht durch Austritte – seien in diesem Jahr 40 Mitglieder verloren gegangen; etwa dieselbe Zahl sei durch Neuaufnahmen hinzugekommen. Die Gesprächsrunde mit Neumitgliedern will der Kreisvorstand künftig halbjährlich durchführen. G.S.
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