zum Hauptinhalt

Sport: „Die Mannschaft lebt noch“

RSV-Eintracht-Trainer Kai Buchmann zur Situation beim Basketball-Zweitliga-Tabellenletzten

Stand:

Herr Buchmann, der von Ihnen seit drei Monaten trainierte RSV Eintracht Stahnsdorf/Teltow/Kleinmachnow ist in der zweiten Basketball-Bundesliga Pro B mit zwei Punkten Rückstand zur Konkurrenz Tabellenletzter der Gruppe Nord. Was ist in dieser Saison schiefgelaufen?

Da gibt es mehrere Dinge. Wir hatten seit Langem keinen sehr hohen Etat und dennoch eine enorm hohe Qualität an Spielern, auch an deutschen. In dieser Saison haben wir ebenfalls gute Spieler, aber nicht in dieser Masse. Dazu kam ständiges Verletzungspech. Das führte zur Verunsicherung der Mannschaft. Viele Spieler sind unsere momentane Lage nicht gewohnt, der Verein reagiert panischer als sonst auf unbekannte Situationen, im Umfeld entsteht große Unruhe. Was aber nicht unnormal ist. Du kannst nur auf etwas reagieren, was du schon kennst. Und der RSV war noch nie in der Situation, gegen den Abstieg spielen zu müssen. Bislang gehörte Stahnsdorf in der zweiten Liga immer zu den Top-Teams. Aber diesmal läuft es schlechter als man gedacht hat. Und es ist wie beim Fußball oder Handball – wenn es nicht läuft, kommt noch Pech dazu.

Am Sonntagabend hat der Tabellen- zwölfte Eintracht trotzdem zu Hause den Tabellenachten BSW Sixers Bitterfeld mit 85:69 geschlagen. Was ist dieser fünfte Sieg im 17. Saisonspiel der zweiten Basketball-Bundesliga Pro B noch wert?

Sehr viel, weil er zeigt, dass die Mannschaft noch lebt. Und weil er uns für die vergangenen beiden Wochen belohnt, in denen die Mannschaft vorbildlich gearbeitet hat.

Worauf vor allem führen Sie diesen ersten Sieg 2013 zurück?

Wir stehen derzeit mit dem Rücken zur Wand. Sportlich in der Tabelle und auch personell, denn Tim Modersitzki und Yannick Evans sind verletzt, unser U18-Nationalspieler Robin Jorch fiel am Sonntag kurzfristig mit Fieber aus und Trevon Malone hat sich am Sonntag einen Kapselriss im Finger zugezogen. Trotzdem haben die Jungs vor dem Spiel gesagt: Jetzt oder nie. Wir hatten uns sehr gut auf den Gegner eingestellt und haben das gute Training im Spiel umgesetzt.

Ist bei nun noch fünf ausstehenden Hauptrundenspielen die Playdown-Runde, in der es gegen den Abstieg geht, überhaupt noch zu verhindern? Platz acht, der für die Playoffs benötigt wird, liegt für den RSV vier Punkte – sprich zwei Siege mehr als die Konkurrenz – entfernt.

Es gibt diverse Rechenspielchen, und rein rechnerisch wäre Platz acht auch noch drin, wenn wir – was durchaus möglich ist – noch alle restlichen Partien gewinnen würden. Aber wir gucken im Moment nur von Spiel zu Spiel.

Die BG Dorsten, Herzöge Wolfenbüttel und Baskets Wulfen, gegen die der RSV noch spielt, sind derzeit diese vier Punkte besser, Eintrachts Tabellennachbar Baskets Braunschweig, der zum letzten Hauptrundenspiel zu Ihnen kommt, noch zwei.

Die Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte sind eigentlich zu stark für die eben genannten und würden normalerweise gegen unsere unmittelbaren Konkurrenten gewinnen. Da sie sich aber zum Teil sportlich schon für die Playoffs qualifiziert haben, könnte bei ihnen auch mal die Motivation nicht mehr so groß sein, während die unten stehenden Mannschaften im Endspurt natürlich ganz besonders motiviert sind. Man kann also nicht von sicheren Niederlagen der Mannschaften unmittelbar vor uns ausgehen.

In den Playdowns müsste Eintracht mindestens Zehnter werden, um den Abstieg in die Regionalliga zu verhindern. Wissen Ihre Spieler schon, dass sie im Abstiegskampf stehen?

Das merken wir schon seit November. Wir sind gerade dabei, den Jungen zu vermitteln, dass es erstens keine Schande ist, Playdowns zu spielen, wenn man das dann richtig macht. Und dass zweitens die Playdowns für uns jetzt schon beginnen. Jedes Spiel, das wir jetzt gut spielen – unabhängig von Sieg und Niederlage –, gibt uns Selbstvertrauen und den Glauben an das, was wir tun. Das dann in die Playdowns mitzunehmen ist alles andere als falsch. Das Endziel ist in diesem Jahr, die Klasse zu halten, um ab Sommer dann wieder zu den Leistungen zu finden, die wir in den letzten fünf Jahren aufweisen konnten.

Wie schwer wiegt die Verletzung Ihres Kapitäns Tim Modersitzki, der sich einen Bänderriss zuzog?

Das ist ganz bitter. Tim hat so viel Erfahrung. Er ist ein großere Ruhepol für die Mannschaft und auch abseits des Feldes enorm wichtig. So ein Mann fehlt natürlich an allen Ecken und Enden. Sicher, er kann auch von außen auf die Jungs einwirken und sie mit Worten motivieren. Aber als Spieler auf dem Feld wäre er natürlich ungleich hilfreicher.

Am kommenden Sonntag kommt der Tabellendritte Hertener Löwen, bei dem dem RSV im November der erste Saisonsieg gelang, nach Kleinmachnow in die Berlin Brandenburg International School. Was wird da möglich sein?

Ich glaube, dass wir eine reelle Chance haben, Herten noch einmal zu schlagen. Wir spielen zu Hause und haben eine sehr gute Phase. Auch unser Spiel in Oldenburg, wo wir knapp verloren haben, war taktisch-fachlich sehr gut. Es haben dort nur ein paar Würfe gefehlt. Wir haben uns am Sonntag noch mal enorm gesteigert. Wenn wir es schaffen, in dieser Woche im Training weiter fokussiert zu bleiben und trotz des Sieges jetzt nicht gleich abheben, ist was drin. Zumal uns Herten von der Spielweise her liegt.

Das Interview führte Michael Meyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })