Aus dem GERICHTSSAAL: Die Mär vom Nachttrunk Rentner saß mit 3,11 Promille am Steuer
Fritz F.* schwor vor Gericht Stein und Bein, sich die 3,11 Promille erst nach der Fahrt von Grube nach Potsdam angetrunken zu haben.
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Fritz F.* schwor vor Gericht Stein und Bein, sich die 3,11 Promille erst nach der Fahrt von Grube nach Potsdam angetrunken zu haben. Beim Aufräumen seiner Garage habe er hin und wieder ein Schlückchen genommen, so lange, bis die hier deponierte Flasche Doppelkorn leer war, erzählte der 66-Jährige. Da ihm irgendwann „ein bisschen schlecht geworden“ sei, habe er sich in seinen Skoda gesetzt. Dort fand eine Polizeistreife am Nachmittag des 24. September 2005 den kaum ansprechbaren, zudem mit einer Schreckschusspistole bewaffneten Potsdamer, nahm ihn – da der Verdacht einer Alkoholfahrt vorlag – mit auf die Wache. Der Arzt, der die Blutprobe vornahm, attestierte ihm unter anderem Renitenz und Aggressivität.
Auch während des Prozesses zeigte sich der einstige Kraftfahrer stundenlang uneinsichtig, obwohl ihn Zeugenaussagen eindeutig überführten, in der Heinrich-Mann-Allee Schlangenlinien gefahren, einmal mit dem Bordstein und beinahe mit der Straßenbahn sowie einem Pkw kollidiert zu sein. Auch rote Ampeln hätten seine Tour nicht gestoppt. Am Ende knickte Fritz F. dann doch ein und gestand, sich vor Fahrtantritt derartig betrunken zu haben. „Meine Frau war nicht zu Hause. Da habe ich die Gelegenheit genutzt“, erklärte er lakonisch. Das Gericht erkannte auf Vollrausch, verurteilte den Pensionär zu 50 Tagessätzen à 25 Euro (insgesamt 1250 Euro). Der Führerschein ist futsch, und ob der Mann je wieder ans Steuer eines Autos darf, wird der „Idiotentest“ entscheiden. Dabei gab sich der Schluckspecht alle Mühe, Staatsanwalt und Richterin von seiner Unschuld zu überzeugen. Sollte er in der Heinrich-Mann-Allee tatsächlich die Kontrolle über seinen Wagen verloren haben, seien daran eindeutig die Tabletten gegen seinen hohen Blutdruck schuld, beteuerte der Angeklagte. „Da torkle ich auch ohne Alkohol durch die Gegend.“ Seine als Zeugin geladene Hausärztin versicherte allerdings, der Patient sei zu dem angegebenen Tatzeitpunkt medikamentös optimal eingestellt gewesen.
„Ich war an diesem Tag auf dem Weg zum Dienst in die Kaiser-Friedrich-Straße“, berichtete der Polizeibeamte Uwe D. (41). Um 17.10 Uhr sei der Angeklagte beinahe frontal mit seinem Auto zusammengestoßen. „Er wirkte total apathisch, fuhr aber weiter. Ich habe sofort die Kollegen informiert, die die Verfolgung aufnahmen.“ Sein Kollege Marcel F. (27) entdeckte den Verkehrssünder exakt um 17.44 Uhr in der Friedhofsgasse schlafend in seinem Skoda. „Als ich ihn endlich wachbekommen hatte, fragte er mich, wer ihn denn verpfiffen habe“, erinnerte sich der Beamte im Zeugenstand. „Später wollte er mir dann weismachen, er hätte in der Garage gebechert.“ (*Name geändert.)
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