
© A. Klaer.
Landeshauptstadt: Die Meisterin der Algorithmen
Deutschlands jüngste Informatik-Elite trifft sich am Potsdamer HPI. Unter ihnen ist auch Elina Unruh aus Stahnsdorf
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Was mag wohl im Kopf der 18-jährigen Elina Unruh vorgegangen sein, als der Leiter des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), Christoph Meinl, in seiner Begrüßungsrede die Grundzüge der Informatik erklärte? Denn über Basiswissen ist sie längst hinaus: Sie kann programmieren, liebt Algorithmen und Simulationen. Wenn sie über ihre Leidenschaft Informatik spricht, dann benutzt sie Begriffe wie Debuggen, Array und Eclipse.
Dieses Wochenende trifft sie auf Gleichgesinnte am HPI. 38 Schüler aus ganz Deutschland sind dort zu einem Informatik-Camp eingeladen. Die Schüler zwischen 15 und 18 Jahren haben alle an der ersten Runde des Bundeswettbewerbs für Informatik teilgenommen.
Elina ist eine der sieben Campteilnehmerinnen; in ihrem Informatikleistungskurs am Gymnasium in Hermannswerder sind sie nur zwei Mädchen. „Ich finde es angenehm, wenn ich mehr Jungs um mich habe – die denken praktischer, so wie ich“, sagt Elina.
Ihre Leidenschaft für komplexe Probleme habe im Matheunterricht angefangen. „Mir war es einfach zu langweilig“, erzählt sie. Ihre Lehrerin habe ihr dann geraten, sich mit Kryptografie zu befassen, der Verschlüsselung von Texten. Irgendwann kamen auch die ersten Programmiersprachen hinzu, wie Java und Delphi. Zu ihrem Glück hat ein engagierter Lehrer am Hermannswerder-Gymnasium einen Leistungskurs in Informatik angeboten. Er hat sie auch vom Unterricht freigestellt, als sie an den Aufgaben für den Informatikwettbewerb saß. „Das geht zum Glück an unserer Schule.“ Für den vom Bildungsministerium ausgerufenen Informatikwettbewerb musste sie drei von fünf Aufgaben lösen. Drei Monate tüftelte und programmierte sie. „Ich habe sogar etwas in Java programmiert, obwohl ich darin noch nicht fit war.“ Mithilfe von Google hat sie sich die Befehle zusammengesucht. Im Rückblick gibt sie zu, dass das Bild vom Technik-Nerd, der mit seinem Laptop im Keller sitze, in dieser Zeit auch auf sie zutraf. „Es geht ja viel um Ausprobieren und darum, einen Lösungsansatz zu finden.“ Um glücklich zu sein brauche sie einfach etwas zum Nachdenken und Basteln.
Wenn sie loslegt, dann werden Notizzettel mit Entwürfen des Programms gezeichnet, sogenannte Struktogramme. Nebenher macht sie sich auch Stichpunkte, um ihre Arbeit zu dokumentieren und für andere nachvollziehbar zu machen. Wenn der Ansatz erst mal stehe, „brauche ich nur noch den richtigen Algorithmus zu finden“. Das klingt aus ihrem Mund schon fast zu einfach. Ihr Vater, der Physik studierte und sich mit Computern sehr gut auskenne, komme bei ihren Problemlösungen schon nicht mehr mit. „Er kennt keine Programmiersprachen.“
In die zweite Runde des Informatikwettbewerbs hat sie es dann doch nicht geschafft. „Inhaltlich war alles richtig, es gab Punktabzug für meine Dokumentation.“ Dass sie es nicht weiter geschafft habe, sei aber nicht tragisch. „Ich weiß jetzt wenigstens, auf welchem Stand ich bin, und hoffe, beim HPI Camp noch mehr zu lernen“, sagt Elina.
Die Nachwuchstalente werden am Wochenende ein digitales Brettspiel zur IT-Sicherheit entwickeln. In diesem Spiel müssen die Teilnehmer virtuell die Räume des Instituts erobern. Sie kämpfen mit Trojanern und Viren gegeneinander. Bei ihrem letzten Besuch im HPI mit ihrem Leistungskurs programmierte Elina virtuelle Ameisenvölker, die sich gegenseitig bekämpften. Der Wettbewerbsgedanke gefällt ihr gut: „Ich sehe das nicht als Konkurrenzsituation, sondern als Test, wie gut meine Ideen sind.“
Im April wird sie ihr Abitur machen und danach ihre Leidenschaft studieren. Sie muss sich noch nicht mal bewerben für ein Informatikstudium. Bis sie zum Studienstart im Herbst dann erneut in die Welt der Algorithmen abtaucht, will sie sich entspannen – ohne Computer, beim Rudern in der Natur.
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