Landeshauptstadt: Die Menschenzähler
Das Potsdamer Unternehmen Vis-à-pix entwickelt Software zur Videoanalyse
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Hermannswerder - Das Szenario, vom Projektor an die Wand geworfen, erinnert an ein Video-Spiel aus den 80er Jahren. Wild purzeln bunte Punkte in einem Gebäudegrundriss hin und her. Doch was dort zu sehen ist, ist kein Spiel, sondern Realität. Es ist der „People Counter“, der Menschenzähler, programmiert bei der Potsdamer Vis-à-pix GmbH. Das Unternehmen, seit 2005 ansässig auf Hermannswerder, entwickelt Software zur Video-Analyse.
„Überwachungskameras filmen ja nur, mit unseren Programmen können hingegen Gefahren erkannt und ausgewertet werden“, erklärt Geschäftsführer Ivo Keller. „Diese Programme verkaufen wir an Anwender von Sicherheitstechnik.“ So soll es auch mit dem „People Counter“ geschehen, der etwa in vier Wochen einsatzbereit ist. „Das Programm ist für das Facility Management entworfen worden, nicht um etwas zu überwachen“, betont Keller, dessen Begeisterung sich nicht überhören lässt. Mit dem Wort „Überwachung“ tut er sich aber schwer.
Der „People Counter“ könne in Supermärkten oder anderen Einrichtungen die Anzahl der anwesenden Personen herausfinden und auch ihr Verhalten ermitteln. Das System, erklärt am Beispiel Supermarkt, funktioniert so: Kameras erfassen die Kunden, senden die Daten an Monitore und einen PC in der Zentrale des Geschäfts. Der „People Counter“ wertet nun die Daten aus und „verwandelt“ die gefilmten Menschen in Punkte. Sammeln sich viele Leute an einem Ort, wenn beispielsweise nur eine Kasse bedient wird, werden die Punkte rot. „Das Supermarkt-Management weiß nun, dass eine weitere Kasse geöffnet werden muss“, sagt der studierte Statistiker Keller fast schwärmerisch. Gelbe Punkte hingegen zeigten Personen in der Nähe einer Menschenansammlung, grün seien Leute, die einfach so durch den Markt schlenderten. „Mit der Software kann man zudem überprüfen, an welchen Stellen sich Kunden im Supermarkt häufig aufhalten“, so Keller. „Dort können dann bestimmte Produkte zur Umsatzsteigerung platziert werden.“
Der „People Counter“ ist nicht das einzige System, das sich die 16 meist jungen Informatiker und Mathematiker von Vis-à-pix ausgedacht haben. So ist der „Vehicle Detector“ in der Entwicklungsphase – ein Programm, mit dem in Parkhäusern falsche Auto-Kennzeichen erkannt werden können. Der „Graffiti Detector“ soll helfen, ungeliebte Sprüher auf frischer Tat zu ertappen.
Parallelen zu George Orwells Roman „1984“, in dem der „Große Bruder“ alles beobachtet? „Wir sind keine Überwachungsfirma“, sagt Keller. Ein Überwachungsstaat müsse sich „eher in der Ecke gläsernes Konto oder Handy“ bedienen. Video sei dazu wenig geeignet. „Gesichter sind schlecht zu erkennen und zu pixelig“, meint Keller, der so auch auf den Namen seines Unternehmens gekommen ist: Aus Vis-à-vis wurde Vis-à-pix.
Im Frühjahr wurde das Unternehmen, Ausgründung des Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik/Heinrich-Hertz-Institut in Berlin, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zur „Multimediagründung des Jahres 2006“ gekürt, worauf Keller sichtlich stolz ist. „Es ist nie leicht als Selbstständiger. Da freut man sich besonders über eine solche Auszeichnung“, so der gebürtige Magdeburger.Chr. Klusemann
Chr. Klusemann
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