Landeshauptstadt: Die Million soll fließen
Beraterfirma der Biosphäre auch für andere Besucher-Prognosen verantwortlich
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Beraterfirma der Biosphäre auch für andere Besucher-Prognosen verantwortlich Bornstedter Feld - Die Stadt Potsdam will die Millionen-Bürgschaft für den Betrieb der Biosphäre in Anspruch nehmen. Das Geld soll nach PNN-Informationen wie mit Tropenhaus-Betreiber Hans-Joachim Flebbe vereinbart auf ein Treuhandkonto eingezahlt und später dazu genutzt werden, das Tropenhaus für Besucher wieder atraktiver zu gestalten. Allerdings habe die Nord LB, die in diesem Fall für Flebbe bürgt, bereits signalisiert, das Geld „nicht einfach so zahlen zu wollen“, sagte Peter Schüler von den Bündnisgrünen auf einem Kreisverbandstreffen Ende vergangener Woche. Schüler sieht die Stadt in der Pflicht, die Verhandlungen mit dem Land aufzunehmen, um eine Aufweichung der Betriebsbedingungen der Biosphäre zu erreichen. Es müsse künftig möglich sein, an mehr Tagen im Jahr als bislang durch die Förderrichtlinien vereinbart die Orangerie vermieten zu dürfen, um weitere Einnahmenfelder erschließen zu können. Dieser Einnahmebereich sei laut Geschäftsführer Ralf Hauptmann seit Beginn des Betriebes bereits um das Fünffache gestiegen und habe erheblich zur Wirtschaftlichkeit des Hauses beigetragen. Auch echte Tiere könnten die Anziehungskraft steigern. Die Zoogenehmigung für sein Haus erwartet Hauptmann bereits. Die Stadt Potsdam sucht wie berichtet einen neuen Betreiber für die Biosphäre, nachdem der Hamburger Kinomogul Hans-Joachim Flebbe seinen Rückzug angekündigt hat. Oberbürgermeister Jann Jakobs und Biosphären-Geschäftsführer Ralf Hauptmann trafen sich am Donnerstag zu einem Gespräch, in dem die künftige Strategie des Hauses Thema gewesen sein soll. Jakobs habe seine Unterstützung zugesichert, dass das Haus als Biosphäre erhalten bleibe, sagte Hauptmann gestern. Er sagte zudem, dass auch die Biosphäre GmbH als Partner der Stadt zur Verfügung stehe und das Haus übernehmen würde. In der Stadtverwaltung werden unterdessen verschiedene Varianten geprüft, wer die Biosphäre künftig betreiben soll. Ob es eine Ausschreibung gibt, ist jedoch noch unklar. Die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz nannte das Angebot der Messe Potsdam GmbH, das Haus zu übernehmen, eine der möglichen Varianten. Laut Hauptmann sei das Haus inzwischen trotz der anfangs viel zu hohen Prognosen mit 200 000 Besuchern und den knapp 40 Vermietungen für Events jährlich wirtschaftlich gut aufgestellt. Dazu hätten auch die Anpassung von Öffnungszeiten und Personal an den Bedarf beigetragen. Derzeit beschäftige das Unternehmen 46 Mitarbeiter und drei Auszubildende, so der Geschäftsführer. Er machte die Hamburger Beratungsfirma, die die Besucherzahlen vor dem Betrieb prognostiziert hat, dafür mitverantwortlich, dass nicht lange nach der Eröffnung des Hauses Konzepte umgeworfen werden mussten. Die Studie habe mit Zahlen operiert, die nicht im entferntesten realistisch gewesen seien. Sie ging von 350 000 Vollzahlern im Jahr aus und von einem Besucherhoch im Sommer. Beides traf nicht zu: Das Besucherhoch liege im Winter, die Gästezahl betrug ein Drittel weniger und meist kamen Familien mit Kindern. Zudem sei der Energiebedarf zu gering dargestellt worden. Die gleiche Firma, die die Zahlen für die Biosphäre erarbeitet hat, habe die Prognosen für Tropical Island in Brandt erstellt. Die haben sich bekanntermaßen ebenfalls als viel zu hoch erwiesen. Ein drittes Projekt, das Space Center Bremen, ging 2004 in Insolvenz.
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