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Landeshauptstadt: Die Mini-Mitte stammt aus Venedig

Modell im Alten Rathaus ist seit sieben Jahren Anziehungspunkt

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Innenstadt – Am Modell der alten Potsdamer Mitte kommt kein Besucher des Alten Rathauses vorbei: Das blendend weiße filigrane Gebilde steht seit sieben Jahren im Foyer und alle bewundern die maßstabsgerechte Darstellung eines der einst schönsten Plätze Europas.

„Ich freue mich immer wieder über das gelungene Werk und wenn ich hier bin, sehe ich meist sichtlich begeisterte Besucher davor stehen“, sagt Richard Röhrbein. Der für die Bauplanung in Potsdam nach der Wende verantwortliche Beamte hat den ersten Teil der Miniatur-Mitte, wie er sagt „mündlich“, in Auftrag gegeben; seine Fertigstellung mit allen heutigen Teilen erlebte er erst im Ruhestand. Insgesamt hat die Herstellung des Gesamt-Modells etwa so lange gedauert wie der Aufbau des realen „Landtagsschlosses“ dauern soll: drei Jahre.

„Architetto“ Luca Sentieri, ein begabter Modellbauer aus Venedig, hat das Modell des Alten Marktes mit seinen historischen Bauten im Maßstab eins zu hundert aus Holz hergestellt. Der erste 1998 fertig gestellte Teil umfasste nur den engeren Alten Markt mit angeschnittenem Stadtschloss-Ensemble plus Fortunaportal und dem Portal der Nikolaikirche. Erst später kamen die vollständige Stadtschloss-Anlage, der Palast Barberini „und die Umgebung der alten Brücke und des Havelflusses“, wie Sentieri schreibt, hinzu. Zum Schluss vervollständigte der Modellbauer die Nikolai-Kirche mit Kuppel.

2001, zu einer damals von der Stadtverwaltung ausgerichteten Ausstellung, war die Mini-Mitte fertig. „Das Modell wird in Holz mit Ornamenten, Kapitellen, Statuen, bebaut, wie ist in der alter Bilder fotografiert“, teilt Sentieri in seinem nicht ganz geschliffenen Deutsch der Stadtverwaltung mit. Eigentlicher Vater der historischen Vorlagen für den Modellbau war nach Mitteilung von Röhrbein der italienische Architekt und Dekan der Architekturfakultät in Venedig Augusto Romano Burelli. Er habe den größten Teil der historischen Fotos zusammengetragen und viele „großmaßstäbliche Zeichnungen“ angefertigt. Burelli ist als Architekt in Potsdam für Bauten im Kirchsteigfeld sowie am Neuen Garten und nicht zuletzt für den umstrittenen „Seniorenturm“ auf dem Grundstück der früheren Heiliggeistkirche verantwortlich.

Wie Bernd Kahle, Leiter des Bereichs Stadtentwicklung-Verkehrsplanung, berichtet, habe sich der damalige Oberbürgermeister Matthias Platzeck besonders um die Vervollständigung des Modells der Potsdamer Mitte bemüht. „Erst mit einem Modell lässt sich das städteplanerische Ziel für die Öffentlichkeit darstellen“, sagt Kahle. Der Modellbau stand im unmittelbaren Zusammenhang mit der zur Platzeck-Zeit in Auftrag gegebenen Untersuchung für ein Kongress- und Veranstaltungszentrum in der Potsdamer Mitte.Warum musste das Modell in Italien hergestellt werden? Kahle: „Von dort kam das günstigste Angebot.“ Das bezieht sich jedoch nur auf die Erweiterung, welche die Stadt im Jahre 2000 in Auftrag gab. Laut Röhrbein habe der erste Teil des engeren Alten Marktes 20000 DM gekostet. „Das ist als Aufwandsentschädigung zu verstehen und war praktisch ein Sponsoring der Architekturfakultät in Venedig“, meint der ehemalige Stadtbaudirektor. Die Kosten hätte die Stadt nicht tragen müssen, die Investitionsbank des Landes (ILB) sei eingesprungen. Über die Modell-Erweiterung gibt es in der Stadtverwaltung exakte Unterlagen. Danach kostete die Vervollständigung des Stadtschlosses 23000 DM, der Palast Barberini 17000 DM und die Nikolaikirche 10000 DM. Dazu kommen die Kosten für die große Acryl-Schutzhaube und für den Transport. Letzteren besorgte die damalige Fahrbereitschaft der Stadtverwaltung mit einem Kleintransporter. Den lukrativen Transportauftrag von Venedig nach Potsdam erledigte der Kraftfahrer Klaus Reinwarth. Laut Kahle bestand das Transportgut aus fünf einzelnen Teilen, die in Potsdam zusammengesetzt und einheitlich mit weißer Farbe behandelt wurden. Das anschauliche Kunstwerk solle nach seiner Meinung auch künftig an zentraler Stelle öffentlich zugänglich sein. Zusammen mit dem Stadtmodell in den Bahnhofspassagen, eine Arbeit von Hildebrand-Modellbau in Wilhelmshorst, vermittele die Stadtmitte im Miniaturformat einen durch Fotos nicht zu ersetzenden plastischen Eindruck darüber, wie die Stadt hier einmal ausgesehen habe. Günter Schenke

Günter Schenke

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