Landeshauptstadt: Die Mitte unterm Hammer
Heute und morgen entscheidet die Jury, wer die Grundstücke an der Alten Fahrt bekommen soll
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Innenstadt - Der verschobene Neubau einer Synagoge in der Schloßstraße hat womöglich Auswirkungen auf den Wiederaufbau der historischen Mitte. Potenzielle Bauherren der Nachbargrundstücke betrachten die Entwicklung bereits mit Sorge. „Wir werden sicher nicht als erste bauen und dann zehn Jahre mit einer weiteren Baustelle leben“, sagte Wolfram Gay, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft PWG 1956, gestern gegenüber den PNN.
Die PWG ist bekanntlich im Ausschreibungsrennen um den Wiederaufbau des „Acht-Ecken-Hauses“ an der Ecke Schwertfeger- und Friedrich-Ebert-Straße. Die Genossenschaft will das Projekt als Wohnhaus mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss realisieren. Heute und morgen wählt die Jury unter den verbliebenen Bewerbern den jeweiligen Sieger aus, den die Stadtverordneten noch bestätigen müssen. Das gilt auch für die anderen ausgeschriebenen Grundstücke, insbesondere jene an der Alten Fahrt. Noch dabei ist Reggeborgh, Investmentgesellschaft des niederländischen Baukonzerns Kondor-Wessels. „Ich habe jedenfalls nicht gehört, dass wir es nicht mehr sind“, sagte Reggeborgh-Geschäftsführer Johannes Hegeman den PNN.
Mit Spannung wird in der Potsdamer Öffentlichkeit die Entscheidung darüber erwartet, wer den Palast Barberini wieder aufbauen wird. Wie berichtet hat sich Reggeborgh um die Rekonstruktion des Palastes Barberini beworben sowie um die Grundstücke Humboldtstraße 1 und 2, in etwa auf dem alten Standort des Palast-Hotels. Im Palast Barberini – einem Leitbau – plant das Unternehmen Eigentums- und Mietwohnungen, das andere Grundstück solle „hauptsächlich gewerblich“ genutzt werden, erklärte Reggeborgh-Chef Hegeman. Zu den weiteren Bewerbern gehört die Inhaberin des Fünf-Sterne-Hotels Bayerischer Hof, Gertrud Schmack, die den Palast Barberini als Hotel wiedererrichten will sowie ein dritter, bislang unbekannter Bewerber, der nach PNN-Informationen ebenfalls eine Hotelnutzung plant. Der Palast Barberini entstand 1771 bis 1772 als Bürgerhaus in der ehemaligen Humboldtstraße 5/6 am Potsdamer Alten Markt. Die Entwürfe stammen von Carl von Gontard (1731-1791). Als Vorbild diente auf Geheiß Friedrich II. der Palazzo Barberini in Rom.
Die Bürgerinitiative Mitteschön nannte die zur Vergabeentscheidung anstehenden Leitbauten in der Humboldtstraße sowie am westlichen Teil des Achteckenplatzes „ehemals unverwechselbare Höhepunkte der Stadt“. Wie der Kunsthistoriker Hans-Joachim Kuke für Mitteschön gestern mitteilte, bestehe „eine deutschlandweit einzigartige Chance, die verlorene Mitte einer architektonisch unverwechselbaren Stadt mit Schönheit und neuem Leben wiederzugewinnen“. Wichtig sei Objektivität bei der Auswahl. Kuke: „Dieser erste konkrete Schritt wird für alles weitere entscheidend sein.“
Im Leitbauten-Vergaberennen sind bereits Anbieter ausgeschieden. So ist die PWG bei den Grundstücken Brauerstraße 1-3, um die sie sich im Paket beworben hatte, nicht mehr dabei. Nach der ersten Ausschreibungsstufe sei man nur noch für eines der drei Grundstücke infrage gekommen, sagte PWG-Vorstand Gay. Die Genossenschaft habe die Bewerbung daraufhin zurückgezogen, weil ein Grundstück nicht wirtschaftlich sei.
Unterdessen stellte der Bauausschuss am Dienstagabend die Weichen für die nächste Etappe im Mitte-Aufbau. Auf gemeinsamen Antrag von Bündnisgrünen, SPD und FDP sollen für die weiteren Grundstücke in einem Workshop Bautypologien entwickelt werden, nicht zuletzt für die Innenhöfe. gb/pee
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