Landeshauptstadt: Die Muse der Musikschule
Städtische Musikschule feierte ihr zehnjähriges Bestehen in der Jägerstraße
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Städtische Musikschule feierte ihr zehnjähriges Bestehen in der Jägerstraße Innenstadt - Die „hässlichste Musikschule im Land“ sei die Musikschule in Potsdam, schrieben ihre Lehrer 1992 in einem Brief an die Eltern: „Leise rieselt der Kalk.“ Und die Wände in der Dortustraße 30 bis 33 seien „salpeterzerfressen“. Seit dem hat sich viel verändert: 1995 zog die Musikschule „Johann Sebastian Bach“ in das neu hergerichtete ehemalige Schulgebäude in der Jägerstraße 3 bis 4. Gestern feierten Lehrer, Schüler und Eltern den zehnjährigen Einzug. „Wir fühlen uns wohl in diesem wunderschönen Haus“, sagt Direktor Wolfgang Thiel. Er leitete die Schule schon zu DDR-Zeiten, als noch „Bezirksmusikschule Gebrüder Benda - Träger der Doktor Theodor Neubauer-Medaille in Gold“ auf ihrem Briefpapier stand. 530 Schüler gingen damals auf die Musikschule mit dem umständlichen Namen. Nach der Wende war dann nicht klar, wer jetzt für die ehemalige Bezirksschule zuständig sein sollte: Stadt oder Land? Heute ist sie städtisch, bekommt aber auch Zuschüsse vom Land. Hinter klassizistischer Fassade lernten die Schüler nun in Räumen mit „musischem Flair“, so Thiel. Und was sie dort lernen, zeigten die Schüler gestern auch gleich. Der kleine Leopold Behrens spielte auf seinem Cello Kinderstücke von Mike Flemming. Geschwitzt habe er vor Aufregung. „Ich habe nur noch gedacht Oahh!“, stöhnt er. Aber das Schwitzen hat sich für den Sechsjährigen gelohnt, der Applaus ist groß. Etwas Lampenfieber hatte wohl auch Isabell Rejall: „Ich hatte auf einmal meinen Text vergessen.“ Gemerkt hat das bis auf ihre Lehrer niemand – zumal die Mezzosopranistin die drei Liebeslieder von Wolfgang Amadeus Mozart, Kurt Schwaen und Johannes Brahms so beeindruckend vortrug, dass viele aus dem Publikum ergriffen schluckten. Viele der heute insgesamt 1750 Schüler sind wie die 19-jährige Rejall Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Kein Wunder, die Potsdamer Musikschule habe „ein sehr hohes künstlerisches Niveau“, lobte Gabriele Fischer die Einrichtung. Neben der Beigeordneten für Kultur gratulierte gestern auch Wilhelm Neufeldt vom Kulturministerium zum Jubiläum. Der Abteilungsleiter ist nicht nur Vater einer Nachwuchsmusikerin, sondern lernt selbst an der BachSchule: Seit fünf Jahren übe er „unstetig“ und „mit ungelenken Händen“ Klavier. Während des Sektempfangs nach dem Konzert war Erstklässler Leopold schon wieder in der Schule. just
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