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EINMAL UND IMMER WIEDER (AUSZUG): Die Mutter zu früh umgebracht

Beim Storytausch-Wettbewerb schrieben Schüler mit Autoren Geschichten – und wurden überrascht

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Mit professionellen Buchautoren gemeinsam einen Text schreiben – für Ann-Kristin Janßen und Patricia Pinter ist das kein Wunschtraum. Die beiden 16-Jährigen bilden eines der 26 Teams beim Wettbewerb „Storytausch“, den die Stadt- und Landesbibliothek veranstaltet. Die Schüler schreiben eine Geschichte - und wechseln sich dabei mit einem Jugendbuchautor ab. „Wir haben uns zuerst ein Thema gesucht und angefangen“, erklärt Patricia. Nachdem die erste Seite geschrieben war, schickten sie den Text an den Autor – der jedoch zunächst anonym bleibt. Die entstandene Story heißt „Einmal und immer wieder“.

Erst bei der Preisverleihung am 20. April werden die Schülerinnen der Voltaire-Gesamtschule ihren „geheimen Mitarbeiter“ kennen lernen. Und ihm wahrscheinlich wegen ein paar Entscheidungen nochmal auf den Zahn fühlen. „Für die Geschichte haben wir uns von Christina Aguilera inspirieren lassen“, sagt Ann- Kristin. „Sie hatte viele Probleme in ihrer Kindheit, und auch dem Mädchen in unserer Geschichte geht es schlecht.“ Janine wird in dem Text nicht nur in der Schule zur Außenseiterin, sondern fällt auch noch dem brutalen Stiefvater zum Opfer. „Aber dass ihre Mutter dann stirbt, haben wir nicht entschieden, das war zu früh!“, findet Ann-Kristin. So mussten sich die beiden immer auf etwas Neues gefasst machen, wenn ihre Geschichte vom Autor zurückkam.

Probleme, neue Ideen zu finden, hatten sie dabei aber nicht: „Wir haben immer zusammen geschrieben, da unterhält man sich ja auch und entwickelt neue Ideen“, erzählt Patricia. „Und wenn man erstmal angefangen hat, schreibt es sich eigentlich von ganz alleine“. Auch ihre persönlichen Erfahrungen haben sie mit eingebracht. „Klar, es gibt Szenen, die hat man schon erlebt, zum Beispiel, dass man im Jugendklub blöd angemacht wird. Das haben wir auch in der Geschichte verarbeitet.“ sagt Ann-Kristin. Auf die Idee, bei dem Wettbewerb mitzumachen, sind die Beiden durch ihre Freundinnen gekommen. Maria Schilling und Leonie Ellerbrock haben im vergangenen Jahr den ersten Preis unter den Siebt- bis Neuntklässlern geholt.

Dieses Jahr treten sie wieder an, diesmal in der Kategorie der älteren Schüler – in direkter Konkurrenz zu Ann-Kristin und Patricia also. „Dass hat uns schon angespornt, vor allem, weil die beiden uns am Anfang gar nichts zugetraut haben“, sagt Patricia. Dabei sei gerade Patricia eine super Schreiberin, erzählt Ann-Kristin: „Ihre Aufsätze werden oft kopiert und uns als Beispiel gegeben!“ So habe auch sie selbst besser schreiben gelernt. Doch als die beiden Schülerinnen zwischendurch krank waren, und ihr Projekt schon aufgegeben hatten, redeten ihnen die beiden Freundinnen Mut zu: „Sie haben unseren Text gelesen und fanden ihn so gut, dass wir uns nochmal aufgerafft haben“, erklärt Ann- Kristin lächelnd.

So viel Durchhaltevermögen hatten nicht alle: Von den anfangs 26 Gruppen gaben drei auf – ausgerechnet die, in denen der Hauptteil der ohnehin kaum vertretenen Jungen war. „Momentan machen nur noch drei Jungen mit“, sagt Frank Sommer, der mit seiner Agentur Eventilator den Wettbewerb koordiniert. Ann-Kristin und Patricia sehen den Grund dafür in der vielen Arbeit: „Ist doch klar, der Wettbewerb ist freiwillig“, erklären sie sich die Abwesenheit ihrer männlichen Klassenkameraden.

Trotz der ernsten Geschichte, „die schon ein bisschen depri geworden ist“, wie Patricia findet, haben die beiden ein gutes Gefühl – was sie mit dem Preisgeld machen, falls ihre Geschichte gewinnt, wissen sie auch schon. „Das stecken wir in unseren Spanienurlaub im Sommer!“

Mein Herz fing immer heftiger an zu klopfen und alles begann, sich vor meinen Augen zu drehen. Ich wollte aufstehen, aber es ging nicht. Die Fratzen vor mir lachten noch lauter. „He, guckt euch die an! Mann, ist die drauf!“ Irgendwer fasste mich an und zerrte an mir, ein ganz eigenartiges Gefühl war das, und gar nicht so schlecht. Ich fing an zu lachen, aber komischerweise musste ich gleichzeitig heulen. „Die dreht ab!“, rief einer, und dann war ein Gesicht dicht vor meinem, und irgendein Typ, den ich noch nie im Leben gesehen hatte, versuchte mich zu küssen.

„He, Mann, jetzt lass sie in Frieden!“ Plötzlich war Fabian neben mir, packte mich am Arm und zog mich hoch. Mitten durch die grölenden Gestalten vor mir schleppte er mich nach draußen zu einer kleinen Mauer. „Setz dich hin!“, befahl Fabian. Einer seiner Kumpels kam hinzu, aber Fabian scheuchte ihn weg. „Und?“, fragte er mich barsch. „Geht“s wieder?“

Ich nickte vorsichtig. Die Luft war mild und mir war wirklich ein bisschen besser, aber immer noch schwindlig. Fabian schüttelte den Kopf und setzte sich neben mich. Er zog einen dicken Joint heraus und zündete ihn an. Von dem süßlichen Geruch wurde mir gleich wieder übel. Fabian schien mir den Joint anbieten zu wollen, aber als er mein Gesicht war, zog er lieber wieder selber daran. „Mann ej“, sagte er und spuckte aus. „Du verträgst ja wohl gar nichts, was?“ Er sah mich an und schien ganz leicht zu lächeln. In diesem Moment hörte ich von der anderen Straßenseite eine laute Stimme: „Was machst du denn da?“ Ich zuckte heftig zusammen, und mir lief es kalt über den Rücken. Schlagartig war ich wieder nüchtern. „Komm sofort her, du Miststück! Das kann ja wohl nicht wahr sein!“Fabian starrte entgeistert zu meinem Stiefvater, der mit schnellen Schritten auf uns zu hetzte

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