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Das große Schaukel-Motorrad fertigt Ronny Rontool auf Bestellung an, seine Steuerräder können auch in der Unikaterie in Potsdam gekauft werden.

© Manfred Thomas

„Zucker & Zimt“-Kreativmarkt in Babelsberg: Die neuen Heimarbeiter

Sich mit Selbstgemachtem etwas zuverdienen: Funktioniert das? Ein Besuch beim Kreativmarkt „Zucker & Zimt“ in Babelsberg.

Von Sarah Kugler

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Potsdam - Der Elchkopf fällt schon von Weitem ins Auge. Mit breitem Geweih, großen Nasenlöchern und runden Augen sieht er nicht nur rustikal-niedlich aus, sondern eignet sich auch als Aufhängung für Jacken, Mützen oder Schals. Genau dafür ist das Holzobjekt auch gedacht, erklärt Ronny Rontool. Der 38-jährige Berliner war einer von etwa 70 Kreativen, die am gestrigen Sonntag beim Kreativmarkt „Zucker & Zimt“ Selbstgemachtes auf dem Babelsberger Weberplatz in Babelsberg zum Verkauf anboten.

Alles fing mit einer Holz-Kettensäge an

Im Fall von Rontool sind das Objekte aus Holz: darunter Kinderspielzeug, Dekoelemente, aber auch kleinere Möbel. Jedes Stück wird von dem gelernten Industriedesigner und Maschinenbauingenieur selbst am Computer entworfen – fräsen lässt er sie dann bei einem Tischler. Am Anfang habe er die letzten Feinarbeiten noch selbst getätigt, erzählt er. Inzwischen übernimmt das eine Berliner Behindertenwerkstatt. Seit knapp drei Jahren stellt Rontool seine Werke her, angefangen habe dabei alles mit einer Kettensäge aus Holz, die er für seinen damals zweijährigen Sohn gebaut hat. „Seine Freunde wollten dann unbedingt auch solche – und irgendwann sind wir dann mit wenigen Objekten auf einen Markt gegangen.“

Seitdem ist er jeweils im November und Dezember auf Märkten unterwegs und vertreibt seine Ware unter anderem in der Potsdamer Unikaterie in der Lindenstraße 11, auf seiner Website, aber auch im Onlineshop Dawanda. „Das ist echt eine super Sache für alle, die sich selbst keinen eigenen Shop leisten können“, sagt er. „Die Leute kennen das, man meldet sich einfach an, stellt seine Sachen ein und dann geht es los.“

Ein Hobby, von dem man alleine nicht leben kann

Zwar könne er von dem Vertrieb nicht leben, aber es sei ein Hobby, das Spaß mache und durchaus auch Gewinn bringe. Vor allem bunt bemalte Zauberstäbe oder maritime Werke wie Steuerräder oder Enterhaken verkauften sich gut.

Über mangelnde Kunden kann sich auch Laura Grosser nicht beschweren. Die 27-Jährige arbeitete hauptberuflich als Vertriebsassistentin, betreibt seit 2013 allerdings auch den Shop „Maschenpunk“, in dem sie vor allem Selbstgestricktes, aber auch Schmuck und kleine genähte Taschen anbietet. „Damals hatte ich eine gestrickte Tasche entdeckt, die mir aber zu teuer war“, erzählt sie. „Ich dachte mir dann, dass ich so was ja auch selbst herstellen könnte und so hat sich das dann entwickelt.“

Auch Schmuck aus Bierdeckeln

Mindestens zwei Stunden pro Tag versucht sie nach der Arbeit an ihren Sachen zu arbeiten. Sie verkauft sie online bei Dawanda. Gleichzeitig ist sie gemeinsam mit ihrer Mutter auf vielen Märkten unterwegs, auf denen je nach Besucherverteilung ganz unterschiedliche Sachen gut ankommen. „Ein besonderer Hingucker sind natürlich unsere Taschen, aber auch die gestrickten Babyschuhe oder der Schmuck verkaufen sich super“, sagt Laura Grosser. Letzteren stellt sie unter anderem aus Bierdeckeln her oder modelliert mit einer Art Ölfarbe schöne Einzelstücke. Die kreative Arbeit soll aber vorerst auch ein Hobby bleiben: „Für mich ist das eine Art meditative Entspannung, die einfach Spaß macht.“

Ähnlich geht es auch der Filzkünstlerin Yvonne Gruschka, die in ihrem „Drachengewerk“ Filzfiguren herstellt, auf vielen Märkten unterwegs ist und auch schon im Sommer bei der ersten Auflage von „Zucker & Zimt“ dabei war. Im Jahr 2009 hat sie angefangen, die ersten Filzobjekte herzustellen. Sie bestehen aus Qualitätswolle, sodass auch Babies die Figuren zum Kuscheln nehmen können, wie sie betont. „Allerdings kaufen sich die Frauen die Figuren meist für sich selbst“, sagt sie und lacht. Auch sie betreibt ihren Shop nebenher, arbeitet etwa fünf Stunden am Tag in ihrer Werkstatt und nimmt auf ihrer Website auch Wunschaufträge entgegen. Vor allem ihre Erdbeermännchen seien sehr beliebt, sagt sie. Am Sonntag finden hingegen die Fingerfiguren wie Mäuse oder bunte Drachen großen Anklang.

Wie überall auf dem Markt, umringen in kurzer Zeit immer mehr Besucher ihren Stand. Während auch Laura Grosser eine Schmucktüte nach der anderen rausgibt, hat Ronny Rontool nach nicht mal zwei Stunden bereits seinen letzten hölzernen Enterhaken verkauft – ein erfolgreicher Tag für die Kreativen.

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