Landeshauptstadt: Die Notruf-Abnehmer
Zwölf Potsdamer Jugendliche engagieren sich für das Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“
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„Warum ich das mache? Weil ich abends wenn ich ins Bett gehe weiß, dass ich etwas Gutes und Soziales getan habe“, sagt Tobias B. Trotz seiner guten Tat muss er anonym bleiben. Er ist einer der zwölf jugendlichen Potsdamer, die sich seit einem Jahr für das Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“ engagieren.
Die Aktion wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen und in diesem Jahr mit dem Potsdamer Ehrenamtspreis ausgezeichnet. „Eine schöne öffentliche Würdigung war das, für ein Projekt, das sonst im Verborgenen stattfindet“, sagt Claudia Gratz vom Diakonischen Werk Potsdam, die das Projekt betreut. Denn die Jugendlichen, die sich alle sechs Wochen samstags für vier Stunden ans Telefon des Kinder- und Jugendtelefons (Tel.: (0800) 111 0 333) setzen, arbeiten anonym. Nur so könne zum einen die Sicherheit der beratenden Jugendlichen gewahrt und ein zwangloses Telefonat mit den Ratsuchenden garantiert werden, so die Jugendlichen.
Und genau darum geht es auch. „Wir wollen den Anrufern einfach nur ein offenes Ohr leihen für Dinge, die sie sonst niemandem anvertrauen würden“, sagt einer der Jugendlichen. Der Flyer zum Projekt wirbt damit, dass es keine Tabu-Themen und keine Wertung gebe. Auch die Meinung der jugendlichen Telefonberater werde erst dann geäußert, wenn die hilfesuchenden Anrufer danach fragen.
„Auch wenn ich anfangs von Freunden belächelt wurde, weil ich beim ,Sorgentelefon’ arbeite, bin ich sicher, dass es wichtig ist, was ich mache. Manche Anrufer haben wirklich große Probleme“, sagt ein Ehrenamtlicher über seine Tätigkeit. So werden vorwiegend Themen wie Partnerschaft, Liebe und Sexualität besprochen. Eine der Freiwilligen weist auch daraufhin, dass Jugendlich anrufen, die unter Gewalt leiden und sich an die Telefonberater wenden. Die jugendlichen Notruf-Berater zeigen sich selbstbewusst im Umgang mit den Problemen der Anrufer – nicht umsonst hätten sie eine Ausbildung durchlaufen, die ihnen Einblicke in die Theorie und Praxis der psychologischen Gesprächsführung gibt.
So profitierten die Berater auch in ihrem eigenen Leben von den Fertigkeiten, die ihnen mit auf den Weg gegeben werden. Claudia Gratz verweist zudem auf die Möglichkeit, dass solch ein Engagement hilft, sich beruflich zu orientieren. Das nun ausgezeichnete Projekt, in dem sich die 16- bis 20-jährigen engagieren, sucht im Augenblick noch weitere junge Menschen, die sich engagieren möchten. Im Herbst startet wieder ein Ausbildungskurs. Tobias Koch
Weiteres im Internet unter:
www.diakonie-potsdam.de
Tobias Koch
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