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Den Ball fest im Griff. Turbine Potsdams Torfrau Ann-Katrin Berger kassierte in der bisherigen Saison keinen Gegentreffer – das soll auch morgen bei Thor AK so bleiben.

© Jan Kuppert

Sport: Die Null-Gegentore-Frau

Ann-Katrin Berger will mit Turbine Potsdam nun auch in Island bei Thor AK ohne Gegentreffer bleiben

Stand:

Heute geht Ann-Katrin Berger auf große Reise. Die Torhüterin fliegt mit Turbine Potsdam via Kopenhagen und Reykjavik nach Akureyri, der nördlichsten Hafenstadt Islands, wo am Abend Quartier im Hotel „Kea“ genommen und noch ein bisschen trainiert wird, ehe am Mittwoch das Hinspiel der 1. Champions-League-Run- de bei Thor AK ansteht. „Bis vor Kurzem hatte ich mich noch nie wirklich mit Island beschäftigt, und nun werde ich dort international spielen“, sagt die 20-Jährige, die im Sommer vom Zweitligisten VfL Sindelfingen zum Deutschen Meister kam, hier bisher alle fünf Pflichtspiele Turbines bestritt und dabei ohne Gegentor blieb. Dass die bisherige Stamm-Torfrau Anna Felicitas Sarholz wegen ihrer Handverletzung derzeit zwangspausieren muss, fiel dadurch nicht ins Gewicht.

„Ich hatte mir zwar hohe Ziele gesteckt, als ich nach Potsdam kam, aber dass es gleich so gut läuft, hätte ich nicht erwartet“, gesteht die Null-Gegentore-Frau, die nach Ansicht ihres Trainers Bernd Schröder am Sonntag beim Potsdamer 2:0-Sieg beim VfL Wolfsburg ihre bislang beste Partie im Turbine-Trikot bot. „Ich habe mich in Wolfsburg richtig gut gefühlt“, erzählt sie. „Ich hatte mehr zu tun als in den Spielen zuvor, aber das war mir nur recht.“ Dass ihre Mannschaft neben dem FFC Frankfurt als einziger Bundesligist noch ohne Gegentreffer blieb, führt Berger vor allem auf eine gute Defensivarbeit zurück, „die vorn im Sturm beginnt und hinten bei mir aufhört“, so die Ballfängerin. „Und gute Vorderleute geben natürlich zusätzliche Sicherheit.“ Ihrem Torwart-Trainer Dirk Heinrichs habe sie versprochen, möglichst ebenso lange ihren Kasten sauber zu halten, wie Frankfurts Schlussfrau Nadine Angerer ohne Gegentor bleibt. „Das ist mein kleines persönliches Ziel“, sagt die 1,80 Meter große Torhüterin, die im heimischen Eislingen bei Stuttgart als Vierjährige in der Bambini-Gruppe des KSG mit dem Fußball begann – als Stürmerin. Bis zur D-Jugend spielte sie mit Jungs, dann ging sie zu den C-Jugend-Mädchen des FV Faurndau nach Göttingen – und ins Tor, „wohin ich schon immer wollte, bei den Jungs aber nie durfte“, so die Schwäbin, die schließlich drei Jahre das Gehäuse des VfL Sindelfingen hütete, ehe sie in Potsdam einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieb. Anfangs fielen ihr hier die Übungseinheiten schwer. „Ich hatte mich auf hartes Training eingestellt, aber nie im Leben gedacht, dass es noch schlimmer als in meinen Vorstellungen werden würde.“ Inzwischen aber habe sich ihr Körper an die höheren Belastungen gewöhnt. In der kommenden Woche will die Kickerin an der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg ein Studium „Gesundheit und Prävention“ beginnen. Dass sie jetzt mit Alyssa Naeher aus den USA eine weitere Konkurrenz hat, störe sie nicht. „Ich brauche jemanden im Nacken, damit ich meine Trainingsleistungen bringen und mich von Tag zu Tag weiterentwickeln kann“, meint Berger.

„Ich war schon überrascht über den Teamgeist hier in Potsdam, der noch besser als der in Sindelfingen ist, obwohl es hier viel profihafter zugeht“, erzählt Ann-Katrin Berger. „Ich fühle mich hier deshalb schon richtig wohl und habe überhaupt kein Heimweh.“ Was viel heißt, denn sie bezeichnet sich selbst als absoluten Familienmenschen, der telefonisch im engen Kontakt mit den Eltern und den beiden älteren Schwestern in Eislingen steht. „Und wenn Turbine spielt, versammelt sich die ganze Familie am Computer und verfolgt unsere Partie im Liveticker“, so die Torhüterin. Dass soll auch am morgigen Mittwoch so sein, wenn Potsdam ab 18.15 Uhr deutscher Zeit in Akureyri gegen Thor AK spielt. „Dort will ich an meine Leistungen in Wolfsburg anknüpfen und weiter ohne Gegentor bleiben“, sagt Ann- Katrin Berger. „Ich habe von meinen Mitspielerinnen schon erfahren, dass es international härter zur Sache geht. Aber ich freue mich sehr, denn ich habe von kleinauf von solchen Spielen geträumt. Ist doch schön, dass das jetzt Wirklichkeit wird. Ich lass die Dinge jetzt einfach auf mich zukommen. Lampenfieber bekomme ich meist erst eine Nacht vorm Spiel – und mit dem gewissen Kribbeln im Bauch habe ich bisher meine besten Spiele gemacht.“

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