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Von Jan Brunzlow: Die Operation am offenen Herzen ist offiziell beendet Für Jakobs und Jesse ist der Umbau der Potsdamer Mitte ein Erfolg –

auch, weil die Baukosten im geplanten Rahmen geblieben sind

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Innenstadt - Von hier oben hat er den Überblick. Über die Stadt, aber vor allem über den Alten Markt und die Lange Brücke. 33 Monate hat der Umbau der Mitte gedauert, fast ebenso viel Geld hat er gekostet. Nun stehen Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Erich Jesse in der 17. Etage des Hotel Mercure und veranstalten einen Empfang für alle am Umbau Beteiligten – weil, so resümieren sie, alles gut geklappt hat. Die Operation am offenen Herzen der Stadt, wie es die damalige Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz bezeichnete, ist damit offiziell beendet, nach zweieinhalb Jahren Bauzeit. Nur selten kam der Puls des Patienten zum Erliegen. Und, das finden die beiden am besten, alles ist im geplanten Kostenrahmen geblieben – obwohl es 143 Nachforderungen der Unternehmen gegeben hat.

Ungewöhnlich ist dieser Erfolg gerade im Hinblick auf die aktuelle Situation beim Landtagsneubau, sagt Jakobs. Dort hat das Land bereits vor der Grundsteinlegung mit einer Kostensteigerung von 15 Millionen Euro zu kämpfen. Dafür verantwortlich, dass beim Projekt „Baufeldfreimachung für das Stadtschloss“ alles im Kostenrahmen von 32,5 Millionen Euro blieb, ist Erich Jesse vom Sanierungsträger Potsdam. Er gilt als harter Verhandlungspartner, war in den 90er Jahren in Diensten des damaligen Berliner Bausenators Wolfgang Nagel (SPD). Als „sein Kofferträger“ beschreibt er selbst seine frühere Tätigkeit. Inzwischen wird Jesse, wenn es eng wird, vorgeschickt. Er hat das Gebäude samt Grundstück für die Garnisonkirche von einem privaten Unternehmen abgekauft, er hat durch Verhandlungen die Nachforderungen beim Verkehrsumbau in Höhe von zwei Millionen Euro abgewehrt und er wäre wohl der Mann, der mit einer Immobiliengruppe über den Verkauf eines großen Hotels wie das Mercure in der Innenstadt verhandeln würde

Am Donnerstag nun stand er mit Jakobs an den Fenstern des Hochhauses in der 17. Etage, an einer Videowand im Hintergrund waren die einzelnen Leitungen im Untergrund des Alten Marktes verzeichnet. Jene 4,5 Kilometer, die für den neuen Landtag verlegt werden mussten. Nun ist das Baufeld frei, bis Mitte 2013 soll der Landtag in Umrissen des früheren knobelsdorff''schen Stadtschlosses aufgebaut sein. Bereits vor zwanzig Jahren haben die Stadtverordneten den Grundsatzbeschluss dafür gefasst, vor fünf Jahren hatte sich der Landtag für den Neubau entschieden – seitdem wird geplant und gebaut. Nicht immer ohne anzuecken. Vor allem der schlecht kommunizierte Neubau einer Brücke über die Havel sorgte für Ärger, bei Kritikern des Schlossbaus. Sie versuchten das Gutachten, das dem Brückenbau die notwendige Förderfähigkeit bescheinigt hatte, mit Gegenberechnungen zu torpedieren. Ohne Erfolg. Es folgte der Umbau der größten Kreuzung Brandenburgs, wie Jakobs das frühere Geflecht an Straßen nennt. Zuvor hatte es eine „mikroskopische Simulation der Verkehrssituation“ gegeben. Jetzt sieht er von oben auf die Straße und sagt, „es hat geklappt“. Und wenn die Unfallkommission der Stadt die Linksabbiegespur auf der Langen Brücke zur Babelsberger Straße freigibt, ist der Umbau wohl endgültig beendet. Im Frühjahr soll es soweit sein, noch fehlt ein großes Straßenschild über der Brücke, auf dem die Spuren verzeichnet sind. Wenn dies montiert ist, können alle Spuren befahren werden, so Jesse.

Die Baustelle in Zahlen ist eindrucksvoll, weil groß: 200 Bohrpfähle sind für die Brücke verbaut worden, 850 Tonnen Stahl, 18 neue Bäume und 2000 Stauden und Heckenpflanzen wurden neu gepflanzt, 900 Meter Straßenbahngleise neu verlegt, auf 10 000 Quadratmetern Asphalt verteilt, neun Kilometer temporäre Fahrbahnmarkierungen aufgebracht, zehn Kilometer Bauzaun aufgestellt sowie 110 Verkehrszeichen auf- und abgestellt. Jesse kann noch mehr Zahlen liefern, selbst die Anzahl der Pressemitteilungen kennt er.

Jakobs dankte den Firmen, er dankte Jesse und seinen Mitarbeitern und er lobte sie für die planerische und logistische Leistung. „Die Katastrophen sind ausgeblieben“, so Jakobs. Der Puls vieler Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger in diesem Bereich stieg in den vergangenen Monaten dennoch gelegentlich stark. Sie schoben Frust wegen der Baustelle. Und über die zahlreichen unterschiedlichen Verkehrsführungen. Bis heute gibt es Beschwerden über die gefundene Lösung. Beispielsweise führt ein Schleichweg von der Breiten Straße über den Neuen Markt zur Yorckstraße, direkt durch eine Spielstraße. „Erschließungsstraße“ nennt es Jakobs. Er wolle beobachten lassen wie sich der Verkehr entwickelt und bei Bedarf weitere Maßnahmen ergreifen.

Die 33 Monate Umbau gibt es als DVD, zusammengefasst in einem 32-minütigem Film. Infos dazu gibt es beim Sanierungsträger unter Tel.: (03 31) 62 06 777

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