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Vielseitig. Die Pimpinelle hat sogar drei verschiedene Blütentypen.

© MB

Ein Salatkraut wird umbenannt: Die Pimpinelle schmeckt gut und sät sich selbst aus

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

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Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Endlich ist wirklich Frühling, und alles ist wieder grün. Im Garten sprießt der Salat. Wie umsichtige Gärtnerinnen und Gärtner wissen, schmeckt der selbst gezogene Salat mit Abstand am besten, und besonders lecker ist er mit frischen Kräutern. Das leckerste Salatkraut ist die Pimpinelle (sogar schmackhafter als Schnittlauch). Mit ihrem herb-frischen Aroma soll sie an Gurke erinnern oder an Nüsse, aber eigentlich ist sie eine Klasse für sich. Die Pflanze ist bei uns einheimisch, ist aber schon seit Jahrhunderten auch in Gartenkultur. Hier sät sie sich gerne selber aus und erscheint so manchmal an erstaunlichen Stellen, zum Beispiel in den Ritzen des Terrassenbelags, sodass die Gärtner immer reichlich Salatwürze ernten können. Durch kräftigen Rückschnitt erzielt sie regelmäßigen Nachwuchs delikater Jungblätter, und was allzuviel ist, wird einfach weggejätet.

Auf Deutsch heißt die Pflanze auch Bibernelle oder Kleiner Wiesenknopf, aber ihr wissenschaftlicher Name ist ein Problem. Linné nannte sie Poterium sanguisorba („Blutstillendes Krüglein“, nach den krugförmigen Einzelblütchen und den medizinischen Eigenschaften der gerbstoffhaltigen Pflanze) und stellte sie damit in eine andere Gattung als den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis). Dies war logisch, denn die Anzahl der Geschlechtsorgane in den Blüten der beiden Arten unterscheidet sich deutlich, und diese Verhältnisse waren Linnés wesentliches Klassifikationskriterium. Unser Salatkraut hat sogar drei verschiedene Blütentypen (männliche, weibliche und zwittrige) und nicht durchgehend zwittrige Blüten wie sein großer Bruder. Die Gemeinsamkeiten der beiden zu den Rosengewächsen gehörenden Wiesenknöpfe – in Köpfen angeordnete, vierzählige Blüten, übereinstimmende Blattform – bewog Botaniker nach Linné dennoch zur Zusammenfassung in einer Gattung. Unser Salatkraut heißt dann Sanguisorba minor, und dieser Name ist der heute überwiegend gebräuchliche.

Aber, wie es scheint, nicht der richtige. Eine molekulargenetische Studie zeigte, dass die beiden Wiesenknöpfe mit jeweils anderen Gattungen am nächsten verwandt sind: beim Großen Wiesenknopf verblüffenderweise solche aus Südamerika, Südafrika und Neuseeland, beim Kleinen welche aus dem Mittelmeergebiet und von den Kanaren. Der relativ geringe Verwandtschaftsgrad der beiden untereinander zeigt sich auch darin, dass sie von unterschiedlichen Rostpilzen befallen werden; diese Parasiten gelten als sehr sensible Anzeiger von Verwandtschaftsbeziehungen. Es wird daher wohl darauf hinauslaufen, der Pimpinelle den alten Namen Poterium sanguisorba zurückzugeben.

Umsichtige Gärtnerinnen und Gärtner braucht das nicht zu kümmern, denn der deutsche Name Pimpinelle bleibt davon unberührt. Er wird zwar auch auf eine andere heimische Pflanze angewandt, aber die ist kein Salatkraut und auch nicht in Kultur. Die Pimpinelle blüht derzeit im Botanischen Garten. Sie kann zu den Öffnungszeiten besichtigt werden, der Garten bittet allerdings darum, vom Ernten abzusehen. Michael Burkart

Die nächsten Veranstaltungen sind am Freitag, dem 29. Mai, um 19 Uhr die botanisch-literarische Führung „Mit Theodor Fontane durch den Botanischen Garten“ und am Sonntag, dem 31. Mai, um 15 Uhr das Aktionsprogramm für Menschen von 6 bis 99 „Die süßesten Tiere – Wildbienen und Honigbienen“

Michael Burkart

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