Landeshauptstadt: Die Quadratur der Zinsen
Oberbürgermeister Jakobs besuchte Software-Firma
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Oberbürgermeister Jakobs besuchte Software-Firma Babelsberg - Fast wäre es zu dem Termin nicht gekommen, denn wegen einer Blutvergiftung nach einem Wespenstich wollten die Ärzte Joachim Haessler eigentlich im Krankenhaus behalten. Aber das für den gestrigen Nachmittag angesetzte Treffen mit Oberbürgermeister Jann Jakobs war dem Chef der Firma „Haessler eGovernment“ zu wichtig, als dass er es abgesagt hätte. Ärztliche Bedenken hatten das Nachsehen – ein dicker Verband um die rechte Hand musste reichen. Haessler nutzte gleich zu Beginn des Treffens die Gelegenheit, Jakobs vor einer angeblich drohenden finanziellen Gefahr im Verwaltungswesen zu warnen: Die Kommunen sind per Gesetz verpflichtet, Rücklagen für Beamtenpensionen mit einer Verzinsung von fünf oder sechs Prozent zu berechnen. Am aktuellen Kapitalmarkt seien aber derzeit nur drei Prozent Zinsen zu erzielen. Die gesetzlichen Regeln bei der Berechnung von Pensionsrücklagen könnten also zu einer so genannten Unterbewertung von etwa 20 Prozent führen. Das heißt, meint Haessler: Möglicherweise werden knapp 30 Millionen Euro für spätere Pensionsverpflichtungen zu wenig zurückgelegt. Um dem entgegenzuwirken, haben Haessler und seine vier Mitarbeiter in ihrem Büro im Fx.Center in Babelsberg eine Software entwickelt, mit deren Hilfe nach ihrer Überzeugung die Rücklagen von Beamtenpensionen wesentlich präziser und einfacher kalkuliert werden könnten. Das machte Jann Jakobs natürlich neugierig. „Das ist ja hochinteressant und spannend“, sagte er, während Haessler und seine Mitarbeiter am Computer eine Proberechnung durchgingen. Ob Potsdam selbst eine solche Software braucht, ist zweifelhaft. Nach Angaben des Finanzbeigeordneten Burkhard Exner hat die Stadt keine Probleme mit den so genannten Pensionsrückstellungen. Zum einen seien weniger als zehn Prozent der Mitarbeiter in der Verwaltung verbeamtet; zum anderen zahle die Stadt Umlagen an den Kommunalen Versorgungsverband. Dieser übernehme auch die Auszahlungen. Selbst wenn Potsdam 2007 nach der Umstellung des Haushalts auf die doppelte Buchführung (Doppik) seine erste „Eröffnungsbilanz“ erstelle, werde die Pensionsrückstellung keine große Rolle spielen – es sei sogar fraglich, ob sie überhaupt angeführt werden müsse. Die Frage der Berechnung der Pensionsrückstellungen stelle sich laut Exner vor allem in Kommunen in den alten Bundesländern, wo überwiegend Beamte arbeiteten. Dorthin hat Haessler seine Software bereits verkauft. Seine Kunden seien unter anderem die kommunalen Verwaltungen in Düsseldorf, Dortmund, Köln und Gelsenkirchen. 2002 ließ sich der Informatiker im Rahmen eines Private Public Partnership (PPP) mit dem Bundesverkehrsministerium mit einer Zweigstelle seines bei Stuttgart ansässigen Unternehmens in Babelsberg nieder. In den zurückliegenden zwei Jahren haben er und seine Mitarbeiter an der Entwicklung der Software gearbeitet, die Haessler nun auch in Brandenburg vertreiben will. Sollte ihm das erfolgreich gelingen, hätte das auch positive Auswirkungen auf den Standortfaktor Potsdam, so Jakobs.hey
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