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Tréz chic. Boutique-Inhaberin Marita Blumhoff kleidet ein Model ein.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Die rollende Modenschau für Senioren

„Boutique Mobil“ machte Station in der Burgstraße

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Es seien hübsche Sachen, die bei „Boutique Mobil“ angeboten würden, „nicht nur so ‚Oma-Mode’“, meint Katja Barthel, Verwaltungsleiterin der JosephinenWohnanlage in der Burgstraße. „Boutique Mobil“ ist eine Modehandlung auf Rädern, die deutschlandweit bei vielen betreuten Wohneinrichtungen, Vereinen oder Seniorenresidenzen „Station“ macht. Zweimal im Jahr kommt sie auch in die Josephinen-Wohnanlage, diesmal mit der Sommermode. Das Besondere: Die Kleidung wird bei einer Modenschau in der Wohnlange von den Mietern selbst vorgeführt. Drei weibliche Models im Rentenalter haben sich gefunden. „Wir hatten auch schon Männer, die Sachen vorgeführt haben, aber diesmal nicht – da tun sie sich manchmal ein bisschen schwer“, sagt Barthel.

Die Mieter freuen sich über die Abwechslung: Über 40 der 125 Bewohner sitzen im Speisesaal der Wohnanlage und warten auf die Models. „Da kommt unsere Frau Krenz“, sagt Marita Blumhoff, Inhaberin der Boutique. „Sie hat ein sehr schönes Polo-Shirt an.“ Die Rentnerin geht zu den Tischen ihrer Mitbewohner und präsentiert das weiße Oberteil, es wird geklatscht. Einen Laufsteg gibt es nicht, schließlich ist das Ganze keine Show. „Unsere Mieter sind alle weitestgehend selbstständig und können sich ihre Sachen selbst kaufen“, sagt Barthel. „Aber natürlich sind viele nicht mehr so mobil, da ist es einfacher, wenn die Mode hierher kommt. Ansonsten müssten die Angehörigen etwas aus der Stadt holen, zur Wohnanlage bringen, dann passt es nicht und muss zurückgebracht werden.“

Daher freuen sich viele Mieter über „Boutique Mobil“, etwa die 90-jährige Erna W., die im Rollstuhl sitzt: „Es ist gut, dass die Modehandlung ins Haus kommt, es ist eine Verbindung nach draußen.“ Die Bewohner können die Mode selbst anprobieren und – wenn etwas nicht passt – ändern lassen, denn Blumhoff hat eine Schneiderin in ihrem Team. Wer Änderungswünsche hat, dem werden die entsprechenden Maße abgenommen und er bekommt seine maßgeschneiderten Sachen wenige Tage später vorbeigebracht.

Auch Hildegard E. sieht gerne bei der Modenschau zu. Die 95-Jährige ist noch relativ gut zu Fuß und hat im letzten Jahr sogar selbst als Model mitgewirkt. Gekauft habe sie dabei aber noch nichts. „Ich habe da keinen Bedarf“, sagt sie.

Jetzt ist eine Jacke dran: „Wir wissen, unsere Arme sind nicht mehr ganz so lang“, sagt Blumhoff, „deshalb kann man bei dieser Jacke die Ärmel auch hochschlagen“. Von Oberbekleidung bis zu seniorengerechten Schuhen bietet Blumhoff fast alles in allen Größen an. Im „Schichtdienst“ kleiden sich die drei Mannequins an und aus, zeigen Blazer, Westen oder Schlupfhosen.

Wer denkt, die Veranstaltung funktioniere nach dem Butterfahrt-Prinzip, liegt falsch: „Alles ist ganz entspannt – hier soll niemand bedrängt werden“, sagt Barthel. „Wir haben das auch mit Frau Blumhoff vereinbart: Wenn nichts verkauft wird, ist das Geschäftsrisiko.“ E. Wenk

E. Wenk

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