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Landeshauptstadt: Die Römerschanze digital

Landesvermessung erfasst Gelände mittels Laserstrahl – unabhängig von der Vegetation

Teltower Vorstadt – Eigentlich sitzt Heiko Wedel den ganzen Berufsalltag vor seinem Rechner im Landesbetrieb „Landesvermessung und Geobasisinformation“ in der Heinrich Mann-Allee. „Ich muss gar nicht rausgehen und die reale Landschaft betrachten“, sagt der studierte Kartograph und Geoinformatiker. Aber das seltsame burgartige Gebilde, das er auf dem Bildschirm erblickte, interessierte ihn dann doch in der Realität und er machte sich auf den Weg nach Sacrow zur so genannten Römerschanze. „Sie liegt sehr versteckt, aber wenn man drauf steht, ist es gewaltig“, berichtet der junge Mann über sein Erlebnis. Die dort angebrachte Informationstafel klärt ihn darüber auf, dass es sich bei dem Bodendenkmal um ein bedeutendes archäologisches Relikt handelt. Den Wall hätten seine Erbauer vor mehr als tausend Jahren auf einer natürlichen Geländekuppel errichtet, heute sei diese bewaldet und schwer erkennbar. Das Schöne an der zur Verfügung stehenden modernen Gelände-Messmethode sei, dass sich mit dem Laserstrahl aus dem Flugzeug die Geländeform unabhängig von der Vegetation abbilden lasse. „Wir können durch den Wald hindurch gucken“, sagt Wedel. Zwar habe die Landesvermessung auf diese Weise keine prinzipiell neuen Erkenntnisse gewonnen, „aber wir konnten die Wallanlage zum ersten Mal als Gesamtobjekt bildlich darstellen“.

Die Römerschanze befindet sich im Naturschutzgebiet Königswald, zirka zwanzig Meter oberhalb des Ufers am Lehnitzsee. Es handelt sich um eine bronzezeitliche slawische Befestigungsanlage, von der Reste des Walls und der Gräben erhalten sind.

Bei den ersten Grabungen im Jahre 1899 haben die Archäologen im Inneren der Anlage ein bronzezeitliches Pfostenhaus mit einer Herdanlage nachgewiesen und zahlreiche Funde ausgegraben. Seit 1956 steht die Römerschanze, die wahrscheinlich nie ein Römer auch nur gesehen hat, unter Denkmalschutz.

Wedel ist bei der Landesvermessung mit dem „Digitalen Geländemodell DGM 2“ befasst. Dessen Prinzip besteht darin, mit dem Flugzeug das ganze Land mittels Laserstrahlen abzutasten und kartographisch neu zu erfassen. „Ein eigenes Flugzeug besitzen wir nicht“ , räumt der Fachmann entsprechende Vermutungen aus. Die Aufträge zum „Lasern“ vergibt der Landesbetrieb an Fremdfirmen. Bei der Landesvermessung werden anschließend die Daten bearbeitet und bestimmte Geländeformen wie bei der Römerschanze mit elektronischen Mitteln verstärkt. Ausgangspunkt für das aufwändige Verfahren ist das Elbehochwasser 2002 gewesen, berichtet Wedel. Damals wie schon bei der Oderflut 1997 habe es sich als Nachteil erwiesen, dass es keine ausreichenden geologischen Daten für den Hochwasserschutz gegeben habe. Schon geringe Höhenunterschiede des Geländes könnten für die Überflutung von Bedeutung sein. Neben der Archäologie sei daher der Hochwasserschutz das wichtigste Anwendungsgebiet des DGM 2. Aber auch Straßenbau und Lärmschutz können davon profitieren. Die Genauigkeit des GPS ist enorm. Strukturen bis zu einer Größe von 25 Zentimetern lassen sich darstellen und danach ein digitales Geländemodell anfertigen. Die Römerschanze hat eine Ausdehnung von 175 mal 123 Metern.

Das jetzige digitale Modell ist nur ein Nebenprodukt von GPS-Untersuchungen einer größeren Fläche. Bei einer Konzentration des Lasers auf die zwei Hektar große Wallburg könnte der Strahl das Geländeprofil mit noch größerer Genauigkeit erfassen. Von dem einst vorhanden sechs Meter hohen Ringwall aus Holz und Erde sind derzeit noch drei Meter übrig. Das Gebiet haben die Slawen mehrfach besiedelt. Die heute vorhandenen Reste stammen wahrscheinlich aus dem 8. Jahrhundert. Nach Meinung der Archäologen sollen im Innern im Verteidigungsfall bis zu tausend Menschen Platz gefunden haben.

Günter Schenke

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