Homepage: Die Savanne verbuscht
Das aktuelle Projekt: Ökologen untersuchen in der Kalahari Verbindung von Landnutzung und Vegetationswandel
Stand:
Das aktuelle Projekt: Ökologen untersuchen in der Kalahari Verbindung von Landnutzung und Vegetationswandel Die Stadt Potsdam widmet sich in diesem Jahr mit einem Themenjahr der Wissenschaft. Der regionalen wie auch überregionalen Öffentlichkeit soll das große Forschungspotenzial der Landeshauptstadt vorgestellt werden. Die PNN stellen in diesem Jahr aktuelle Forschungsprojekte vor, die derzeit an den über 20 außeruniversitären Instituten sowie an den Fakultäten der drei Potsdamer Hochschulen laufen. Wie kommt ausgerechnet der Dung von Kühen dazu, das Verschwinden weiter Grasflächen in Savannen voranzutreiben? Diese Erkenntnis regt so manchen zum Schmunzeln an, stellt er sich die Praxis einmal bildlich vor: Ein Wissenschaftler, gebeugt über einen „Kuhfladen“, und diesen ernsthaft auf kleine Pflanzensamen untersuchend. Doch genau das tat Jörg Tews, Doktorand der Arbeitsgruppe „Vegetationsökologie und Naturschutz“ an der Universität Potsdam, im Rahmen des groß angelegten interdisziplinären Forschungsprojektes „Biodiversity Monitoring Transect Analysis“ in Afrika. „BIOTA - Africa“, gesponsert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vereint weltweit über 30 Sub-Projekte, um Auswirkungen von Landnutzung und Klimawandel auf die dortige Biodiversität zu untersuchen. Von den Ergebnissen könnten nicht zuletzt afrikanische Farmer beim Erhalt ihrer landwirtschaftlichen Nutzflächen profitieren. Das Teilprojekt „S09“ zum Gebiet der südlichen Kalahari steht unter der Leitung von Professor Florian Jeltsch vom Institut für Biochemie und Biologie. Neben Jeltsch und seinen an der Uni Potsdam ansässigen ökologischen Modellierern sind hier auch Ornithologen der Capetown University und Naturschutz-Ökonomen der University Stellenbosch (beide Südafrika), Sozio-Ökonomen der Universität Köln und Geographen der Universität Marburg beteiligt. Im November dieses Jahres trat das Projekt mit einem Budget von einer Million Euro für die nächsten drei Jahre in die Hauptphase – wobei wiederum Potsdamer Doktoranden und Postdoktoranden gehörig mitmischten. Während der Pilotphase in den vergangenen drei Jahren waren die südafrikanischen und deutschen Teams hauptsächlich mit der Errichtung von Observatorien zur Datenerfassung beschäftigt, doch liegen auch schon erste Forschungsergebnisse vor. Seit längerem lässt sich beobachten, dass die weiten Grasflächen der südlichen Kalahari mehr und mehr verdrängt werden durch holzige Pflanzen, wie beispielsweise Akazien-Bäume und den Rosinenstrauch (Grewia flava). Verursacht wird diese so genannte „Verbuschung“ bekannter Weise durch die intensive Landnutzung in diesen geographischen Breiten, die Rinderhaltung als ökonomischem Hauptzweig und die damit verbundene Überbeweidung der Savannen-Fläche. Verbuschung setzt dann ein, wenn durch den extremen Abfraß des Grases dem periodisch auftretenden Buschfeuer die Grundlage entzogen wird, es dadurch nicht mehr zum Savannenbrand kommt und in der Folge holzige Gewächse besser überleben. Sind Graspflanzen im Rückgang begriffen, erhöht sich zudem die Wasserverfügbarkeit für die Holzpflanzen. Die Felddaten des Potsdamer Biologen Tews besagen nun, dass die afrikanischen Rinder auch die schmackhaften Früchte des holzigen Rosinenstrauches fressen und die darin enthaltenen robusten Samen wieder ausscheiden. Nach Tews“ Erkenntnissen werden die Samen nun wesentlich breiter in der Savanne verstreut, als dies auf ursprüngliche Weise durch Vögel geschieht. „Die Vögel halten sich meist nur auf Bäumen und Sträuchern auf und verbreiten nur in deren Nähe die Samen“, erklärt der Doktorand. „Natürlich bleibt dieses Ergebnis abhängig von der Intensität der Beweidung, vom Buschfeuer und vom Regen.“ So untersuchte Tews im Modell auch die Auswirkungen des Klimawandels, im Besonderen der prognostizierten Niederschlagsänderungen auf den Bestand des Rosinenstrauches. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass sich der Verbuschungs-Vorgang während der nächsten 50 Jahre nicht ändern wird, sollte die aktuelle Prognose von zehn bis zwanzig Prozent weniger Niederschlag eintreten. Nimmt jedoch die Niederschlagsvariabilität zu, sollte es mehr Regen- und Trockenjahre im Wechsel geben, so wird sich der Verbuschungs-Effekt noch verstärken. Denn der Rosinenstrauch ist in der Lage, die regenreichen Jahre zur Vermehrung auszunutzen und die trockenen unbeschadet zu überstehen. Jörg Tews räumt bei seinen Forschungsergebnissen aber ein, dass diese vorerst nur für die von ihm untersuchte Spezies des Rosinenstrauches gelten – und sieht ausdrücklich „weiteren Forschungsbedarf zur Auswirkung auf andere Arten“. Während Jeltsch, Tews und ihre Kollegen die Untersuchungen auf die südliche Kalahari konzentrieren, werden weitere Felddaten aus den anderen Sub-Projekten unter anderem in Burkina Faso und Kenia ermittelt. Auf die Zusammenführung der regionalen Ergebnisse kann die Fachwelt dann gespannt sein. Alexandra Esther Infos zum Projekt: www.biota-africa.org
Alexandra Esther
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: