Landeshauptstadt: Die Schneiderin vom Ku’damm Lisa Dramburg wurde am Freitag 100 Jahre alt

Ihr einziger Wunsch: dass sie sich auch weiterhin halbwegs selbstständig in ihrer Wohnung bewegen kann. 100 Jahre alt wurde Lisa Dramburg am gestrigen Freitag. „Ihr macht ein Theater um mich alte Schachtel“, sagte die Jubilarin gerührt zu ihren Gästen, darunter auch Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos). Lebensfroh erzählte Dramburg aus ihrer Vergangenheit. Die Schneiderin und Lehrerin überlebte als Kind den Ersten Weltkrieg und gebar ihre einzige Tochter während des Zweiten Weltkrieges. Nach dem Krieg zog sie aus Berlin nach Potsdam, wo sie seitdem lebt. Lisa Dramburg hatte mit ihrer Mutter nahe dem Kurfürstendamm in Berlin eine Schneiderei. Sie seien immer in die edlen Boutiquen am Ku'damm gegangen, zeichneten dort Schnitte ab und stellten sie in ihrer Schneiderei billig her. „Nach dem Krieg, als ich aus dem ausgebombten Berlin nach Potsdam floh, hatte ich keine Lust mehr auf diese eitlen Menschen, ich wollte lieber was mit Kindern machen“, erzählt sie. Sie fing an der heutigen Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule als Lehrerin für Mathematik und Nadelarbeit an. Ihre Enkelin Katja Mann konnte sich noch an den letzten Arbeitstag erinnern: „Die gesamte Haeckelstraße entlang standen Schüler und Lehrer mit Blumen und applaudierten ihr auf dem Arbeitsweg zur Schule.“ Auch als Rentnerin engagierte sich Dramburg in der Schulbibliothek. „Bis vor einigen Jahren habe ich auch noch den Kindern aus dem Haus Nachhilfe gegeben“, so die zweifache Ururgroßmutter: „Vielleicht bin ich ja durch die ganzen Kinder so lange fit.“ Lisa Dramburg ist eine von rund 40 über Hundertjährigen in Potsdam. L. Berg

L. Berg