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Homepage: Die Schönheit des Kosmos Eine Physikerin stellt

in Golm Ölmalerei aus

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Letztlich liegt der Max-Planck-Campus ja äußerst idyllisch. Auf den Feldern in Golm blühen spätsommerliche Wildpflanzen in allen Farben: Dunkelblau, leuchtendes Gelb und das Rot der Mohnblumen erfreuen das Auge. Im Foyer des Empfangsgebäudes des Wissenschaftsparks hingegen leuchten „Verwelkte Blumen“. So lautet der Titel des beeindruckenden Ölbildes, das dort ausgestellt ist. Noch bis Ende Oktober zeigt die Künstlerin Silke Britzen an diesem ungewöhnlichen Ort ihre Ölmalerei.

„Metamorphosen der Farbe“ ist die Ausstellung betitelt. Die Bilder zeigen Blüten in vielerlei Variationen: weiße Kirschblüten, rote Gladiolen und der bunte Regen der Löwenmäulchen. Wie explodierende Galaxien fliehen die Blütenblätter auseinander. Kein zufälliger Eindruck: Silke Britzen hat nicht nur Kunst studiert. Die große blonde Frau ist auch habilitierte Astrophysikerin. Derzeit am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, teilt sie viele Interessen mit ihren Kollegen in Golm.

„Es geht mir um den Effekt des Zufälligen“, sagte Silke Britzen bei der Ausstellungseröffnung vor wenigen Tagen. Eine Haltung, die mit ihrem Interesse am Impressionismus verknüpft ist. Der Zauber verwelkter Blumen hat es Silke Britzen besonders angetan. Dazu müsse man spontan und schnell malen können. Etwa bei dem Mohn aus ihrem Garten, dessen Blüten schon beim Malen von einem aufziehenden Gewitter bedroht wurden. Schnell wirft Silke Britzen eine Skizze auf die Leinwand. Dann trägt sie die Ölfarbe auf, in immer dickeren Schichten.

Silke Britzen schabt, klopft und wendet ihre Bilder. Bei manchen Werken hat sie farbige Pigmente auf die Farbe gestreut und dann wieder abgeschüttelt. Bei den weißen Blüten des Kirschbaums hat sie die Farbe direkt aus der Tube auf die Leinwand gepresst. Den Kraftakt merkt man den Bildern an: „emotional“, so der Eindruck einer Besucherin. „Schichten über Schichten“, staunt eine andere. Bis zu neun Monate dauert es, bis die zentimeterdicke Ölfarbe vollständig getrocknet ist.

Für Silke Britzen gibt es durchaus eine Verbindung zwischen der Astrophysik und ihrer Kunst. Nicht nur, dass beides sie schon seit der Schulzeit interessiert. Als experimentelle Physikerin blickt sie oft durch Fernrohre auf weit entfernte Galaxien. Die theoretische, rein mathematische Physik sei aber weniger ihr Feld. „Ich bin ein visueller Mensch“, sagt sie. Wenn glühende Plasmastrahlen, so genannte Jets, aus schwarzen Löchern schießen, dann befriedigt dies Silke Britzens Faszination am Sichtbaren. Doch während die Astrophysik mit fast unvorstellbar großen Entfernungen zu tun hat, portraitiert Silke Britzens Malerei den Mikrokosmos. Die sehr langen Zeitspannen des Universums treffen so auf das flüchtige Vergehen der Blüten: Entfernung trifft Nähe, das Überdauernde trifft Zerbrechlichkeit. Und doch gibt es für Silke Britzen hier eine Gemeinsamkeit: „Im Kosmos herrschen Schönheit und Ordnung. Genau das möchte ich in meinen Bildern darstellen.“

Das Foyer des Max-Planck-Instituts ist ein durchaus geeigneter Ort für eine Ausstellung. Die kräftigen Farben der Bilder harmonieren gut mit den gelb gestrichenen Wänden und der lichten Atmosphäre des Gebäudes. Normalerweise präsentieren an dieser Stelle die Forscher ihre Arbeit. Doch nun solle die Kunst an dieser Stelle Menschen zusammenführen, sagte Dr. Elke Müller vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik. So hat auch Silke Britzens wissenschaftliche Arbeit zu „binären schwarzen Löchern“ Anknüpfungspunkte zu der Forschung der Gravitationsphysiker in Golm. Wenn die extrem massereichen schwarzen Löcher ineinander fallen, entstehen die schwer messbaren Gravitationswellen, die man derzeit in einer weltweiten Anstrengung nachweisen will.

Der Weg nach Golm lohnt sich in jedem Fall. Sei es wegen Silke Britzens Blüten in Öl, oder sei es wegen der Blütenpracht auf den Feldern ringsherum. Mark Minnes

Silke Britzen: „Metamorphosen der Farbe“. Zu sehen am Tag der offenen Türen, 1. September, 10-16 Uhr. Wissenschaftspark Golm, Am Mühlenberg.

Mark Minnes

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