HEYES Woche: Die Seele baumeln lassen
Uwe-Karsten Heye lädt auch die Potsdamer zu Urlaub in der Mark ein
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Die Schulferien beginnen. Brandenburg in Bewegung. Hoffnung auf neue Rekordzahlen, die Brandenburg als attraktives Urlaubsland bestätigen. Der Erholung suchende Tourist , auch und gerade der mit kleinem Geldbeutel, kann sich das Land zwischen Oder und Havel erobern und Natur pur genießen. Eine Seen- und Waldlandschaft wartet und ein stetig sich verbesserndes gastronomisches Angebot ergänzt einen Urlaub, in dem an jeder Ecke ein Fahrradverleih dazu beiträgt, die einverleibten Speisen in Energie umzusetzen. Schließlich ist es kein Zufall, dass manche Olympiahoffnung von hier kommt. Wer die eigene Trittgeschwindigkeit auf der Streusandbüchse der Mark Brandenburg trainierte, der mag gar in Medaillennähe geraten und kann in Peking mehr bewerkstelligen als nur dem olympischen Motto gerecht zu werden: dabei sein ist alles. Es lohnt also allemal, die Mark zu kennen, die zu bewandern schon Fontane so begeisterte, dass er nicht müde ward, darüber zu schreiben. Wer mag, kann auf literarische Spurensuche gehen und sich mit Kleist, Fontane, Bert Brecht oder Kurt Tucholsky auf Wanderschaft begeben. Vielleicht führt es ihn nach Rheinsberg, wo im Schloss nicht nur Friedrich vor der Thronbesteigung seine glücklichsten Jahre hatte, sondern auch „Wölfchen und Claire“ aus der Feder von Kurt Tucholsky ihr „Bilderbuch für Verliebte“ erlebten. Dort ließ „Tucho“ seine Seele baumeln. Und wie sehr verliebt er war anno 1912, als er sein Rheinsberger Bilderbuch schrieb, das ist schon an einer Textzeile zu erfassen: „Das alles umarmen können, nicht weil es gut ist, sondern weil es da ist, weil sich Wolkenbänke weiß und wattig lagern, weil wir leben.“ Und wenig später setzt er mit dem kleinen Zusatz nach: „Heiter Glück verbreiten“. Wenn das nicht heute, fast ein Jahrhundert später, ein Motto wäre, Brandenburg zu bereisen. Jedenfalls wäre es ein guter Grund bis nach Rheinsberg zu kommen und sich an den scharfzüngigen Verteidiger der Weimarer Republik zu erinnern. Erneut könnte Tucho dort finden und beschreiben, was ihn damals beglückte: „Das Schloss leuchtete weiß, violett funkelten die Fensterscheiben im hellen Rahmen, von staubigen Lichtern rosig betupft, in glattem Wasser.“ Brandenburg lohnt sich.
Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.
Uwe-Karsten Heye
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