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Landeshauptstadt: Die „Seerose“ als Strandbar

Angestrichen, aber nicht saniert / Spundmauer in Schräglage / Anwohner beklagen laute Party

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Brandenburger Vorstadt - Potsdam bekommt eine weitere Strandbar und die Denkmalpflege ein weiteres Problem hinzu. In Windeseile hat der neue Eigentümer der „Seerose“ an der Neustädtischen Havelbucht einen frischen Anstrich verpasst und im und am Gebäude weißen Sand aufgeschüttet. Wahrscheinlich am 20. Juli soll die Gaststätte wiedereröffnet werden.

Bei dem 1983 errichteten, architektonisch anspruchsvollen Betonschalenbau von Ulrich Müther handelt es sich jedoch um ein hochwertiges Baudenkmal, das nicht einfach renoviert werden musste, sondern dringend auf Sanierung wartet. Die den Hang haltende Spundmauer ist durch den Erddruck bereits in Schräglage geraten. Die Folge sind Risse in den Betonschalen und die Absenkung eines der Tragepfeiler. Niemand weiß dies besser als Arno Schweitzer, der die Gaststätte bis zum vorigen Herbst betrieben hat. Außerdem müsste geprüft werden, wie sich die neue Gestaltung in die Umgebung einordnet. Der Mattenzaun riegelt den Komplex zur Breiten Straße hin optisch ab ist alles andere als eine Augenweide.

Zudem fragen sich die Anwohner, ob eine Strandbar in das dicht bebaute Wohngebiet passt. Am Sonnabend bekamen sie einen Vorgeschmack, was sie erwartet. In der noch nicht fertig gestellten künftigen Strandbar feierte die Deutsche Vermögensberatung bis in die Nacht eine geräuschintensive Party.

Dies war das erste Mal, dass Käufer bzw. neuer Betreiber des Gebäudes auf sich aufmerksam machten. Bisher hatte sich das Baugeschehen hinter einem hohen Bastmattenzaun eher im Verborgenen abgespielt. Kein Bauschild gibt Auskunft. Die Handwerker weichen neugierigen Fragen aus. Die Anwohner wurden nicht ausreichend informiert. Auch Werbung wurde für die Neueröffnung bisher kaum betrieben.

Die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft, Niederlassung Potsdam, hatte nur lapidar mitgeteilt, das Haus sei verkauft. Einen Namen nannte sie nicht. Da in den letzten Tagen immer wieder Fahrzeuge mit den Logos der von Guido Greifenberg betriebenen Lokale auf der Baustelle vorfuhren, liegt nahe, dass dieser Potsdamer Gastronomieunternehmer neuer Betreiber der Strandbar wird. Er führt in der Stadt bereits u.a. La Maison du Chocolat, die Gaststätte im Westteil des Nauener Tores, „Pfeffer und Salz“ sowie ein Modegeschäft in der Brandenburger Straße.

Die 1983 im Zusammenhang mit der Neubebauung des Gebietes Leninallee/ Wilhelm-Külz-Straße (Zeppelinstraße/Breite Straße) eröffnete „Seerose“ war zu DDR-Zeiten eine der beliebtesten Potsdamer Gaststätten gewesen. Nach der Wende wurde sie von Arno Schweitzer, dem ehemaligen Leiter der Weißen Flotte, weitergeführt. Seit September 2006 stand das Haus leer.

Auf die Neuausschreibung hin bewarben sich mehrere Potsdamer Gastronomen um das Objekt. Die geforderten 250 000 Euro waren jedoch den meisten angesichts des sanierungsbedürftigen Zustandes des Gebäudes zu viel.

Erhart Hohenstein

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