Sport: „Die Spieler müssen nicht für mich laufen“
Essens Trainer Heiko Bonan über die Situation bei Rot-Weiss vor dem heutigen Spiel gegen Babelsberg 03
Stand:
Herr Bonan, bevor wir mit dem Interview beginnen: Sind Sie noch Trainer des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen?
Ja, warum?
Ich frage, weil nach Essens 0:0 am Mittwoch in Emden in der Presse erneut über Ihre Zukunft auf dem Trainerstuhl spekuliert wurde. Beeindrucken Sie diese Trainerdiskussionen?
Das ist mittlerweile eine Dauergeschichte, deshalb gewöhnt man sich auf eine gewisse Art und Weise langsam daran.
Rot-Weiss hat am Mittwoch durch besagtes 0:0 einen Punkt gewonnen und als Tabellenelfter trotzdem weiter an Boden zu Rang zehn verloren. Ist das eine Regionalliga-Saison zum Haareraufen?
Diese Saison lief bisher wirklich katastrophal für uns. Das betrifft nicht nur unseren Tabellenplatz, sondern auch die vielen Langzeitverletzten. Zehn Spieler unseres Regionalligakaders sind seit langem verletzt – das ist wirklich zum Haareraufen. Aber da müssen wir durch. Noch ist nichts verloren, und wir haben in den letzten Wochen ja auch nicht ständig schlecht gespielt. Eigentlich war es umgekehrt: Wir waren teilweise die bessere Mannschaft, haben aber die Punkte trotzdem nicht geholt. Das muss jetzt schnellstmöglich geändert werden.
Vor Essens Hinspiel in Babelsberg wackelte Ihr Trainerstuhl schon, dann wurden Sie durch das 3:1 dort gerettet. Erwarten Sie jetzt eine ähnliche Hilfe im Rückspiel?
Ich habe die Spieler auch oft genug gerettet, indem ich sie nicht in die Schusslinie habe kommen lassen. Die Spieler müssen nicht für mich laufen, sondern für sich. Sie haben schließlich alle einen Vertrag bei Rot-Weiss und wollen auch in der nächsten Saison für Essen spielen.
Essen ist auswärts mit fünf Siegen bisher stärker als daheim mit vier Erfolgen. Wie erklären Sie sich das?
Bei uns mauern alle gegnerischen Mannschaften. Wenn der Gegner mit elf Mann in der eigenen Hälfte steht, muss man die wenigen Chancen, die man trotzdem erhält, konsequent nutzen. Und daran hapert es bisher.
Warum wird Rot-Weiss Ihrer Meinung nach am Samstag gegen Babelsberg gewinnen?
Weil wir besser sind.
Der Erfolgsdruck, der auf Ihrer Mannschaft lastet, ist aber größer als der auf den Gästen, die Platz zehn mittlerweile abschreiben können.
Wenn man bei Rot-Weiss Essen spielt, muss man wissen, dass es einen gewissen Druck gibt. Natürlich ist der gegenwärtig größer, aber unsere Mannschaft hat ihr Selbstvertrauen nicht verloren. Da mache ich mir keine Sorgen.
Wie schwer wiegt am Samstag das Fehlen Ihres Kapitäns Michael Lorenz, der in Emden seine fünfte Gelbe Karte sah?
Micha ist ein absoluter Führungsspieler, aber es macht keinen Sinn, jetzt herum zu jammern. Letztlich ist es immer wieder das gleiche Thema: Wir haben viele Spieler, die ausfallen, aber immer noch genügend, die das auffangen können. Wir müssen sehen, wie wir den Micha jetzt ersetzen, und ich denke schon, dass wir ein paar Alternativen dafür haben.
Das Interview führte Michael Meyer.
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