zum Hauptinhalt

Potsdams Kampf gegen Schädlinge: Die Spinner sind besiegt

Stadt, Schlösserstiftung und Krankenhaus registrieren kaum noch Beschwerden über die den Eichenprozessionsspienner.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Nicht nur beim Landesbetrieb Forst ist man zufrieden mit dem Ergebnis des Gifteinsatzes, auch in der Stadtverwaltung wird aufgeatmet. Im Vergleich zu 2012, als allein in Potsdam 13 000 befallene Eichen gezählt wurden, seien die Zahl der telefonischen Hinweise auf befallene Bäume deutlich zurückgegangen, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage. Auch beim Online-Portal Maerker, wo Bürger auf Missstände aller Art hinweisen können, habe es in den vergangenen vier Wochen nur drei Hinweise auf Eichenprozessionsspinner gegeben. „Im vergangenen Jahr war der Juni der Monat, in dem fast täglich 20 Meldungen eingingen. Das hielt bis Mitte Juli an“, sagte Brunzlow. „Wir hoffen, dass es einerseits am Einsatz des Insektizides Dipel ES liegt. Andererseits waren die Eichen im Vorjahr auch etwa drei Wochen eher grün und die Raupe hatte wesentlich früher Zeit sich zu entwickeln als in diesem Frühjahr.“ Tatsächlich war der Winter in diesem Jahr besonders lang, bis in den März hinein lag in Potsdam Schnee. Die Vegetation ist derzeit ungefähr auf dem Stand von Anfang Juni.

Lesen Sie ein ausführliches Interview zum Thema in der DIENSTAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), die für die Welterbeparks zuständig ist, betrachtet man den Einsatz dennoch schon jetzt als Erfolg. „Alle Gebiete, die besprüht wurden, sind frei von Eichenprozessionsspinnern“, sagte SPSG-Sprecher Ulrich Henze. Meldungen von Bürgern über befallene Bäume in den Potsdamer Parks seien ihm nicht bekannt. „Auf der Pfaueninsel durften wir Dipel ES nicht einsetzen, weil ein Teil geschütztes Fauna-Flora-Habitat ist. Dort ist der Befall schon jetzt sehr stark.“ Dies zeige, dass es offenbar die richtige Entscheidung gewesen sei, die Parks mit Hubschraubern zu überfliegen, sagte Henze. An dem Einsatz hatte es vereinzelt Kritik gegeben. Vor allem Touristen fühlten sich nicht ausreichend informiert und standen während der Sperrungen vor verschlossenen Toren.

Gefürchtet ist der Eichenprozessionsspinner vor allem wegen der Brennhaare der Raupen. Diese können bei Menschen zu Hautreizungen, Juckreiz, Bindehaut- und Atemwegsentzündungen und sogar Lungenproblemen führen. Im vergangenen Jahr erreichten die Krankheitsfälle Rekordwerte: Allein in Potsdam wurden einer freiwilligen Ärzte-Befragung zufolge 1007 Patienten wegen Beschwerden durch den Eichenprozessionsspinner behandelt, wie das Gesundheitsministerium auf PNN-Anfrage mitteilte. Das waren mehr als doppelt so viele wie 2011 und fast zehn Mal so viele wie 2010.

Die Zahlen für dieses Jahr liegen noch nicht vor, aber beispielsweise am Klinikum „Ernst von Bergmann“ registriert man einen deutlichen Rückgang bei den Fällen. Erst zwei Menschen seien in diesem Jahr wegen Beschwerden durch die Eichenprozessionsspinner-Härchen in die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie gekommen, sagte eine Krankenhaussprecherin. Beide Patienten hätten nur leichte Krankheitsverläufe gehabt. Im vergangenen Jahr seien um diese Jahreszeit etwa alle zwei Tage Menschen mit Beschwerden behandelt worden, teils hatten sie schwere allergische Reaktionen. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })