Interview mit Alexander Kallenbach: „Die Stadt hat geschlafen“
Alexander Kallenbach, Vorsitzender von Concordia Nowawes kritisiert im PNN-Interview über den Mangel an Sportplätzen in Potsdam, die Folgen für den Jugendfußball und den Streit um ein Fußballfeld am Babelsberger Park.
Stand:
Herr Kallenbach, Ihr Verein Concordia Nowawes und der SV Babelsberg haben am Montag zu einer Fahrraddemo durch Potsdam aufgerufen. Worum geht es Ihnen?
Uns geht es um den andauernden Mangel an Sportstätten in unserer Stadt. Das ist auch kein Problem einzelner Vereine, sondern betrifft die ganze Stadt. Deshalb führt unsere Route auch durch zahlreiche Stadtteile – los geht es in Babelsberg, über den Stern und Drewitz geht es durch die Waldstadt nach Potsdam-West.
Alexander Kallenbach
ist (41) ist Vorsitzender von Concordia Nowawes. Er gründete 2006 den Verein mit, der Fußball ohne Leistungsdruck für Kinder- und Jugendliche bieten will.
Was für Sportstätten fehlen genau?
Nach einer Studie der Universität Potsdam fehlen in der Stadt allein 13 Sportplätze mit Großfeldern. Dazu kommen 17 Sporthallen. Der Mangel betrifft die ganze Stadt. Das wollen wir auch in der ganzen Stadt sichtbar machen.
Wo liegt Ihrer Meinung nach das Problem?
Das Angebot an Sportstätten ist auch eine politische Frage. Es geht darum, wie städtische Flächen verteilt und wofür sie genutzt werden. Da hat die Stadt in den letzten Jahren geschlafen. Bereits vor zehn Jahren wurde im Bedarfsplan für Potsdam ein Mangel von sieben Sportplätzen festgestellt. Doch seitdem ist kaum etwas für den Breitensport passiert, obwohl in der Zwischenzeit die Bevölkerung kräftig gewachsen ist.
Was sind Ihre Forderungen?
Die Stadt muss das Problem ernst nehmen. Potsdam bezeichnet sich immer gern als Sportstadt. Wenn das so ist, sollte die Ausstattung mit Sportstätten dem Anspruch auch gerecht werden. Es geht ja auch um das Angebot an Flächen für den Schulsport. Das ist eine Pflichtaufgabe der Stadt. Was aber derzeit passiert, kann man nur als Mangelverwaltung bezeichnen.
Wo wird der Mangel am deutlichsten?
Überall dort, wo es viele Kinder gibt. In den letzten Jahren gab es vergleichsweise geburtenstarke Jahrgänge, die nun in den Kinder- und Jugendsport aufrücken. Am größten ist der Bedarf in Babelsberg und im Potsdamer Norden. Potsdam-West wird der nächste Stadtteil sein, in dem die Sportflächen nicht mehr ausreichen. Es geht auch nicht nur um Concordia und den SVB. Auch Turbine ist betroffen. Die Potsdamer Kickers platzen aus allen Nähten.
Wie sieht es konkret bei Ihrem Verein aus? Mussten Sie bereits Kinder wegschicken?
Bisher mussten wir das glücklicherweise nicht machen. Wir sind aber an der Belastungsgrenze. Im kommenden Jahr wechseln die ersten Jugendmannschaften in der C-Jugend vom Klein- auf das Großfeld. Dadurch verdoppelt sich der Platzbedarf. Dann brauchen wir eine Lösung. Zumal der Verein ja weiter wächst. Wir haben jetzt schon die ersten Anfragen von Eltern, deren Kinder im Jahr 2009 geboren wurden.
Als Lösung für den akuten Bedarf soll es mit Unterstützung der Stadt einen Sportplatz am Park Babelsberg geben. Warum ausgerechnet dort?
Die Lage ist ideal. Die jetzige „Nowawiese“ ist gut erreichbar und es gibt dort kaum Anwohner. Die Fläche gehört der Stadt, die sogar schon 250 000 Euro für den Bau eines Sportplatzes bereitgestellt hat. Das trotzdem nichts passiert, ist schon kurios.
Bisher blockiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten den Bau des Sportplatzes in unmittelbarer Nähe zum Weltkulturerbe. Haben Sie noch Hoffnung, dass Ihr Verein den Platz bekommt?
Ja, die habe ich. Heute haben wir mit Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst, die in dem Streit vermittelt, ein längeres Gespräch geführt. Wir sind kompromissbereit. Uns ist jede Lösung recht, die uns am Park Babelsberg einen Sportplatz ermöglicht – und sei es ein Provisorium. Im Juni soll es Gespräche zwischen dem Ministerium, der Stadt und der Stiftung geben. Wir hoffen auf eine Lösung, die allen Seiten dient.
Das Gespräch führte Marco Zschieck
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