Landeshauptstadt: Die Stadt zieht an
Im Vergleich der Landeshauptstädte belegt Potsdam Spitzenplätze
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Aus der Jammerhauptstadt Mitte der 90er Jahre ist ein Vorzeigestädtchen geworden: Potsdam hat sich in einem Vergleich aller deutscher Landeshauptstädte in den vergangen zehn Jahren in die Spitzengruppe katapultiert. Inzwischen hat die zweitkleinste deutsche Landeshauptstadt die höchste Geburtenrate, ist die Stadt mit den drittjüngsten Einwohnern und eine der Städte mit dem größten Wachstum. „Das sind wirklich positive Nachrichten“, sagte gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs. Die Statistik wird von Potsdam selbst erstellt und erschien gestern in der 14. Auflage.
In einer 10-Jahres-Bilanz hat Potsdam einen demografischen Wandel vollzogen. 1997 war die ehemalige Residenzstadt mit 6,5 Neugeborenen pro 1000 Einwohner neben Schwerin die deutsche Landeshauptstadt mit dem geringsten Anteil an Kindern. Inzwischen hält der Baby-Boom in Potsdam schon das dritte Jahr in Folge an: 10,7 Neugeborene pro 1000 Einwohner weist die Statistik aktuell aus – der deutsche Spitzenwert. Schlusslichter bei diesen Kennziffern sind Saarbrücken und Schwerin mit je acht Säuglingen, Berlin wies im Jahr 2007 mit 9,3 Neugeborenen einen Abwärtstrend auf und lag im Mittelfeld des Vergleichs.
Für Jakobs, der seit Ende 2002 Oberbürgermeister ist und zuvor Bürgermeister war, stellt die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren eine Erfolgsgeschichte dar. Damals gab es wenig Kinder, die Einwohnerzahl sank auf 130 000, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigen nahm ab und die Arbeitslosenquote stieg auf 12,3 Prozent. Und heute? Im aktuellsten Vergleich stieg die Einwohnerzahl auf über 151 000, etwa 70 000 Menschen haben einen sozialversicherungspflichtigen Job und die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 7,6 Prozent.
Zu dem Bevölkerungssprung haben laut Jakobs die Eingemeindungen vor fünf Jahren, eine hohe Geburtenrate, eine verhältnismäßig niedrige Sterberate und ein Migrationsüberschuss – also mehr Zu- als Wegzüge – beigetragen. Das Durchschnittsalter der Potsdamer beträgt 41,7 Jahre – nur in Mainz und Kiel ist die Bevölkerung jünger. Am „ältesten“ sind die Magdeburger mit einem Durchschnittswert von 45,3 Jahren, die Berliner sind 42,6 Jahre im Schnitt.
Allerdings gibt es auch schlechte Nachrichten. So stieg die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 118 Fälle je 1000 Einwohner. Hauptstadt des Verbrechens ist Schwerin mit 179 Fällen je 1000 Einwohner, Berlin hat 148 zu verzeichnen. Als Grund für den hohen Anstieg in Potsdam nannte Jakobs die Zunahme an Verkehrsdelikten. Weitere negative Daten: Wie in fast allen Landeshauptstädten sei in Potsdam die Kaufkraft gesunken, zudem habe die Zahl der Hartz-IV-Empfänger zugenommen.
Wohnungen für die studentische Geldbörse gibt es ebenfalls zu wenig. Damit künftig mehr Studenten der Potsdamer Universität und Hochschulen auch in Potsdam wohnen, ist die Stadt laut Jakobs mit Wohnungsunternehmen im Gespräch, die Wohnheime bauen sollen. „Da ist auch das Studentenwerk gefragt“, sagte Jakobs. Er erwarte in den nächsten Monaten Konzepte, wie Studentenwohnungen entstehen können. Potsdam hat mit 142 Studenten pro 1000 Einwohner nach Mainz (191) die höchste Studentendichte aller Landeshauptstädte – allerdings wohne nur der kleinere Teil auch in Potsdam. Jan Brunzlow
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