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Landeshauptstadt: Die Step kann jeder rufen – zu jedem Eine Anleitung zum Ärgern von Leuten

Es klingt wie eine Nachricht aus Absurdistan, doch es ist passiert, in Potsdam. Vor der Haustür eines Potsdamers standen, auf dessen Grundstück, ein Fahrrad, nicht mehr neu, aber fahrbereit, sowie ein Kinderdreirad, in ebensolchem Zustand.

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Es klingt wie eine Nachricht aus Absurdistan, doch es ist passiert, in Potsdam. Vor der Haustür eines Potsdamers standen, auf dessen Grundstück, ein Fahrrad, nicht mehr neu, aber fahrbereit, sowie ein Kinderdreirad, in ebensolchem Zustand. Eines Tages, der Betroffene hatte sein Haus gerade verlassen, fuhr ein Lkw vor. Mitarbeiter der Stadtentsorgung Potsdam (Step) stiegen aus und klingelten. Als niemand öffnete, versuchten sie es beim Nachbarn. Als dieser öffnete, erklärten sie, sie hätten den Auftrag, nebenan Sperrmüll abzuholen. Ein Step-Mann blickte auf seinen Zettel und sagte, es handele sich um ein Fahrrad und ein Dreirad. Der Nachbar rieb sich die Augen und sagte sinngemäß, „wenn das da steht, dann wird es wohl seine Richtigkeit haben“. Die Sperrmüll-Entsorger waren es zufrieden, luden Fahrrad und Dreirad auf den Lkw und fuhren davon.

Bald wurde der Nachbar stutzig. Sperrmüll liegt für gewöhnlich am Straßenrand und steht nicht aufrecht auf dem Grundstück. Er rief den Fahrradbesitzer an – und der fiel aus allen Wolken: „Sperrmüll? Mein schönes Fahrrad, in den Sperrmüll?“ Er hatte eine Abholung gar nicht bestellt, schon gar nicht für sein Fahrrad und das Dreirad. Der Betroffene klingelte Sturm bei der Step. Dort erklärte ein Mitarbeiter, „eine Frau Hallweg oder Hellweg oder so“ hätte am Morgen angerufen und erklärt, Fahrrad und Dreirad könnten weg; dazu gab sie exakt die Adresse des Betroffenen an, der allerdings mitnichten „Hallweg oder Hellweg oder so“ heißt. Ob denn so einfach jeder bei der Step von jedem mal eben die Sachen vor der Tür abholen lassen kann, wenn er wen ärgern will, fragte der Fahrradbesitzer entsetzt. Die Antwort des Step-Mannes: „Theoretisch schon – muss ich so sagen.“ Praktisch auch, wie der Fall zeigt. Es werde nicht geprüft, ob der Anrufer, der seinen Sperrmüll abholen lassen will, identisch ist mit dem, bei dem dann tatsächlich etwas abgeholt wird. „Wir sind kein Einwohnermeldeamt.“ Und weiter: „Wir brauchen keine Namen. Wir brauchen nur die Adresse.“ Das Fahrrad war den Step-Leuten dann als noch brauchbar erschienen und „zur Seite gestellt“ worden. Auch das Dreirad lag noch nicht im Schredder. Beides brachte die Step tags darauf wieder zurück. Die Moral von der Geschicht, ärgere andere Leute nicht – sonst rufen sie die Step. gb

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