Landeshauptstadt: Die Stille nach dem Sommercamp
150 Kinder kamen zu „Naturklänge“. Frühzeitiger Ausklang des Sommerprogramms im Lindenpark
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Babelsberg - Die vorerst letzte Großveranstaltung im Lindenpark endet heute. Nach dem Sommercamp „Naturklänge“ geht der finanziell angeschlagene Verein in eine unfreiwillige Sommerpause. Eigentlich hätte im August auf dem 6000 Quadratmeter großen Freigelände an der Stahnsdorfer Straße noch ein englisch-sprachiges Ferienlager campieren sollen. In den Planungszeitraum dafür sei aber der Lindenpark-Antrag auf Insolvenz gefallen. „Darum haben wir dem Träger abgesagt“, sagt Kathrin Finke-Jetschmanegg, im Verein verantwortlich für die Jugendsozialarbeit und die Angebote für Familien und Kinder. Der Vorstandsvorsitzende Dirk Harder habe außerdem die Order gegeben, keine neuen Verträge abzuschließen. „Wir arbeiten einfach weiter“, sagt Finke-Jetschmanegg. Geplante Angebote im jwd oder auch im Sternzeichen, beide in Trägerschaft des Lindenpark, würden durchgeführt. Gleiches gelte auch für das Veranstaltungshaus. Weil man jetzt aber nicht planen könne, so die Leiterin der Jugendsozialarbeit, „gibt es irgendwann ein Loch“.
Die eine Woche Sommercamp mit 150 Teilnehmern, die zehn Partner aus dem Lokalen Bündnis für Familie in Babelsberg auf die Beine gestellt haben, habe ihr gut getan. „Das war für alle eine unglaubliche Bereicherung“, sagt Kathrin Finke-Jetschmanegg. Die Kraft hätte auch für vierzehn Tage gereicht. Beim ersten Testen einer solchen Aktion wollte man aber nicht gleich übertreiben. „Im nächsten Jahr machen wir das aber wieder“, so die Jugendsozialarbeiterin. Und dann vielleicht sogar mit Übernachtung und ohne Anmeldung.
Für die erstmalige Beschäftigungswoche zum Thema „Naturklänge“ mussten sich die Kinder anmelden. „Der besseren Koordinierung wegen“, so die Mitveranstalterin. Die jungen Teilnehmer wurden in sechs Gruppen eingeteilt und sollten im Laufe der Woche alle 20 Angebote durchlaufen haben. Insgesamt 35 Betreuer, die als Bezugspersonen den Gruppen zugeteilt waren, begleiteten die Kinder durchs Programm. Mittags wurden die Klangmeister mit Mensaessen versorgt. Das Studentenwerk Potsdam lieferte täglich 200 Portionen. Für kleinere Pausen standen Wasser, Apfelsaftschorle und Tees bereit. In einer großen Rotkreuzbox standen Pflaster in allen Größen zur Verfügung. „Ernsthaft Verletzte gab es nicht“, resümiert Kathrin Finke-Jetschmanegg.
Aus der hinteren Ecke des Geländes kommt Trommelmusik. Hier hat das Jugend- und Sozialwerk ein Indianerlager aufgeschlagen. Dazu hört der Besucher rhythmisches Hämmern. Unter Anleitung der Lehramtsstudenten Karoline Willert und Toni Gramß stellen Kinder aus Paketrollen „Regenmacher“ her. In die Pappröhre werden Nägel eingeschlagen und getrocknete Erbsen gefüllt. Dreht man das fertige Instrument, klingen die purzelnden Hülsenfrüchte wie Regengeprassel. „Für die Teilnehmer ist das hier wie eine Woche Kinderfest“, sagt Karoline Willert. Gleich neben dem Instrumentenbaustand sind einige Kinder mächtig mit dem Spaten zu Gange. Im Erdreich entstehe ein „Lindwurm“, erklärt Susanne Ehrler vom Verein Chill out. Das wurmförmige Beet werde in Segmente eingeteilt und zum Beispiel mit Moos, Rinde oder auch Tannenzapfen bestückt: Ein Sinne-Parcours für Barfußläufer. Es ertönt großes Gejohle von der Westseite des Geländes. Die Goethekids aus dem EJF-Hort haben sich mit Kopftüchern und Augenklappe verkleidet, gerade ein Schiff gekapert und angeln nun von der Reling aus Seeungeheuer aus dem imaginären Ozean. Ein paar kichernde Dreikäsehochs scharen sich um den Gartenwasserhahn und bauen Wasserbomben. „Alle sind entspannt, keiner hat Stress“, sagt die Leiterin der Jugendsozialarbeit. Wenn die 150 Naturklangmacher nach der ersten Ferienwoche sich am Montag auf andere Angebote in der Stadt verteilen, wird es still im Lindenpark. „Wir warten darauf, dass ein Insolvenzverwalter bestellt wird“, sagt Finke-Jetschmanegg. Der entscheide dann „über Hopp oder Top“.
Nicola Klusemann
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