
© Manfred Thomas
Von Peer Straube: Die Suche nach Friedrichs Trauben
Nach zweijähriger Pause geht Sanierung des Winzerbergs weiter / Bauverein soll die Anlage betreiben
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Des Königs Reben sind tot. Na ja, zumindest sind sie so krank, dass niemand mehr Trauben von ihnen ernten kann.
Vier Stück sind am Winzerberg noch gefunden worden. Agostenga heißt die Sorte, eine, „die es weltweit wohl nicht mehr gibt“, bedauert Diethelm Marche vom Vorstand des Winzerberg-Bauvereins. Die Trauer um die Traube, mit der sich Friedrich II. gern seinen Gaumen verwöhnte, hat einen Grund. Noch ist nämlich unentschieden, ob am Winzerberg nach seiner Wiederherstellung einmal Wein gekeltert werden oder die Tradition des Anbaus von Tafeltrauben fortgeführt werden soll. Über Jahrhunderte alte Gehölze und ihre möglichen Nachfolger muss sich der Verein um Baudenkmalpfleger Roland Schulze künftig Gedanken machen. Denn vorgesehen ist, dass der Verein den Winzerberg nach seiner Fertigstellung auch betreibt. Die entsprechenden Verhandlungen mit der Schlösserstiftung würden bereits geführt, sagt Marche. Parallel überlegt der Verein nun, wie man den Berg so bewirtschaften kann, dass der Ertrag die Kosten deckt. Ideen für die Öffentlichkeitsarbeit jedenfalls gibt es bereits. So soll ein festangestellter Gärtner täglich vor Ort sein, die Pflege übernehmen und möglicherweise in einem Teilbereich einen Schulgarten einrichten. „Die gute Seele vom Berg“, beschreibt Marche das Anforderungsprofil.
Abseits dieser Zukunftsmusik vermeldet Marche auch Handfestes. Nach zweijähriger Pause wird ab kommendem Mittwoch am Winzerberg weitersaniert. An der mittleren der Terrassenreihen soll die rote Ziegelmauer rekonstruiert werden. Die roten Steine, die noch aus der Erbauungszeit von 1763 stammen, werden vervollständigt, die Wand anschließend weiß geschlämmt. 20 000 neue Ziegel hat der Verein dafür neu gekauft – laut Marche reicht das für ein Drittel des gesamten Bedarfs am Berg. Die alten Steine werden ebenfalls wiederverwendet. Warum in der Mitte des Bergs begonnen wird und nicht etwa oben oder unten, ist simpel. „Die Wand ist einfach die am besten erhaltene“, sagt Marche. „Von ihr können wir weiter lernen, wenn es an die komplizierteren Wände geht.“ Mit der „einfachen“ Wand will der Bauverein noch in diesem Jahr fertig werden.
Eine Wand pro Jahr sei auch das weitere Ziel, so Marche. Bekanntlich soll der Winzerberg 2015 wieder vollständig in alter Pracht erstrahlen. Zuvor gilt es jedoch weiter Spenden zu sammeln, etwa für die 5000 Glasscheiben, die für die Restaurierung der Gewächshausfenster nötig sind. Jede Terrasse wies einst eine solche Fensterreihe auf, die die Rebstöcke vor der Witterung schützten. 600 Scheiben zum Preis von je 30 Euro sind bereits verkauft, vor wenigen Tagen erst kaufte Li Xiao Bei, eine Touristin aus Hongkong, spontan eine Scheibe bei einer Führung über den Winzerberg.
Für die nächste Saison plant der Verein eine neue Öffentlichkeits-Offensive. Vier Schautafeln sollen am Triumphtor, das den Eingang zum Berg markiert, über dessen Geschichte und die Arbeit des Bauvereins informieren. Der Bauzaun werde dann tagsüber geöffnet, so dass die Besucher einen besseren Blick auf die Anlage haben, sagt Marche. Der fest installierte Zaun bleibt aber zu. Schließlich sollen sich die weidenden Schafe nicht aus dem Staub machen können.
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