MEIN WENDEHerbst: Die „Supermutti“
JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9.
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JAHRE
MAUERFALL
Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9. November fällt die Mauer. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Hortense Lademann. Die 48-Jährige ist Sozialarbeiterin beim Potsdamer Aidshilfe e.V.
Für Hortense Lademann war der Wendeherbst zunächst einmal aus einem ganz persönlichen Grund entscheidend für ihr Leben: Denn im August 1989 bekam die damals 28-Jährige ihr erstes Kind. Die politischen Umwälzungen dieser Zeit erlebte sie daher vor allem vor dem Fernseher. „Ich war damals sowieso leicht fernwehbetroffen“, erinnert sich Hortense Lademann. In die Freude über das Neugeborene mischte sich auch Trauer um die verlorene Freiheit: „Mit dem Trampen war es für mich erstmal vorbei, ich fühlte mich durch das Kind festgehalten.“ Als sie in den Nachrichten dann Bilder von Eltern sah, die ihre Kinder in Ungarn über den Zaun hoben, habe sie geschluchzt, erinnert sie sich. Zu Demonstrationen wollte sie mit ihrem Baby aber nicht gehen: „Ich wollte meinem Kind diesen Stress nicht zumuten.“ Besonders seltsam sei der 9. November gewesen. Am Abend des Mauerfall-Tages fühlte sich die junge Mutter völlig allein in der Gemeinde Röntgental/Zepernick bei Berlin. „Alle sind nach Berlin reingefahren“, erzählt Hortense Lademann: „Aber ich wollte die Supermutti sein, und die Supermutti bleibt zu Hause.“ Als sie dann einige Wochen später zum ersten Mal nach Westberlin fuhr, war sie schon vom Empfang an der Grenze irritiert: „Ich habe mich geärgert, dass da die Kameras in den Kinderwagen gehalten wurden.“ Lange geblieben sei sie deshalb nicht. Ihren gelernten Beruf als Agraringenieurin verlor Hortense Lademann dann nach der Wende. Sie orientierte sich neu und fand schließlich beim Potsdamer Aidshilfe-Verein zunächst eine ehrenamtliche Beschäftigung. 1994 war das. Nach einem Zweitstudium an der Fachhochschule Potsdam wurde sie schließlich eingestellt. Sie ist seit mittlerweile elf Jahren Sozialarbeiterin bei der Aidshilfe. JaHa
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