Landeshauptstadt: Die Taschen voller Sterne
Dank großzügiger Spender hängen in den Neuen Kammern wieder alle Kronleuchter
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Dank großzügiger Spender hängen in den Neuen Kammern wieder alle Kronleuchter Von Erhart Hohenstein Die Taschen mit gläsernen Sternen und Rosetten gefüllt kam Peter Rath gestern in die Neuen Kammern von Sanssouci. Der Nachfahre der Wiener Glashersteller und -lieferantenfamilie Lobmeyr, Hoflieferant des Habsburger Kaiserhauses, brachte die letzten Teile für den Behang der Kronleuchter im Gästeschloss Friedrichs des Großen. Rath hatte die geschliffenen Kostbarkeiten im nordböhmischen Kamenecky Senov (Steinschönau) in historischen Techniken nachfertigen lassen. Mittlerweile hat in der Blauen Galerie, einem der Festsäle im königlichen Gästehaus, Michael Borowski die beiden noch ungeschmückten versilberten Lüstergestelle von der Decke abgenommen und mit der Montage der etwa 144 Teile der Schaftverkleidungen und des Behangs in 25 unterschiedlichen Formen begonnen. Sie tragen Namen wie Vase d''enfilade, Drachenpendel, Pendeloque, Bas-de-Lustre ... Jedes Stück hat seinen Platz, und es braucht schon die 38-jährige Berufserfahrung Borowskis, um den Leuchtern ihr originalgerechtes Aussehen zurückzugeben. Grundlage dafür ist die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Käthe Klappenbach, in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Kustodin für historische Beleuchtungskörper. Wo Unterlagen und Abbildungen fehlen, sind die beiden aber manchmal auch auf ihre Intuition angewiesen. Dr. Klappenbach erklärt, dass an einigen Lüstern, so im Jaspissaal, noch nicht alle Behangstücke den Originalen entsprechen. Sie sollen nach und nach ausgetauscht werden. Der Tourist merke das nicht. Er ist fasziniert von der glitzernden Pracht der 12 Kronleuchter, die in einer Flucht Jaspissaal, Ovidgalerie, Buffettsaal und Blaue Galerie schmücken. Dass sie nun wieder komplett sind, ist auch den Besuchern zu verdanken. Viele von ihnen sind laut Schlosskastellan Reiner Jens Uhlmann dem Aufruf der Stiftung gefolgt, für die Wiederherstellung der Lüster zu spenden. So konnten sie eine fünfteilige Vase d''enfilade für 275 Euro oder eines der Sternchen für 9 Euro sponsern. Laut Käthe Klappenbach sind dadurch und durch größere Spenden bis zu 20 000 Euro alles in allem 48 700 Euro zusammengekommen. Mit Abschluss der Saison am 15. Oktober, wenn die Neuen Kammern in die Winterpause gehen, wird auch die Spendenaktion beendet. Überlegt wird aber, sie für das Neue Palais fortzusetzen, wo noch viele Kronleuchter auf originalgerechte Erneuerung ihres Behangs warten. Die Lüster für die Neuen Kammern, 1771 – 1774 durch den Baumeister Georg Christian Unger aus einer ehemaligen Orangerie zum Gästeschloss umgestaltet, wurden seinerzeit für insgesamt 2000 Reichstaler von dem Potsdamer Glasschleifer Johann Christoph Brockes geliefert. Für den Behang verwendete er Rohlinge aus der königlichen Glashütte Zechlinerhütte. Die Gestelle stammen von Potsdamer Handwerkern. In der Kaiserzeit wurden vor 1900 die Kronleuchter in der Blauen Galerie durch originalgetreue Kopien ersetzt.
Erhart Hohenstein
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